Inhalt der Printausgabe
August 2006
Humorkritik (Seite 10 von 11) |
Wie der Greiner |
Von den vielen, vielen, zu Recht sehr vielen Nachrufen, die mein hochgeschätzter Kollege Robert Gernhardt erhielt – meines ziemlich genauen Wissens ist bislang kein deutschsprachiger Lyriker der Nachkriegszeit derart einhellig hymnisch verabschiedet worden –, war der von Martin Lüdke in der Frankfurter Rundschau – und damit die Blattlinie repräsentierend – leidlich gut gemeint und schlecht gemacht; hingegen der von Ulrich Greiner in der Zeit einwandfrei am schönsten und klarsten. Herrliche Gernhardt-Gedichte zitiert Greiner da, und ganz zum Schluß, da geht das Reimteufelchen sogar selber mit ihm durch: »Dem lieben Gott ist längst schon klar, daß dieser Dichter was Besond’res war«, beschließt er fulminant seinen Nekrolog. Wunderbar! Was hätte der Dichter und Richter Gernhardt seine Freude an diesem Vers gehabt – ein Tempusgeschludere und ein Rhythmusfehler, und das in nur zwei Zeilen! Da wird Gernhardts Verlust uns gar schrecklich bewußt. Um nicht zu sagen: Wie der Greiner, so kann’s halt wirklich auf d’r ganzen Welt überhaupt gar keiner. |
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