Inhalt der Printausgabe
August 2006
Humorkritik (Seite 6 von 11) |
Endlich Nichtdenker! |
Ein »Handbuch für den überforderten Intellektuellen« verspricht uns Hannes Stein auf dem Cover seines Ratgebers »Endlich Nichtdenker!« (Piper Verlag). Der »überforderte Intellektuelle« erinnert zwar seltsam an das »Tintenfaß« aus dem Hause Diogenes; und wer bei »Ratgebern« der Ex-negativo-Sorte an Paul Watzlawicks »Anleitung zum Unglücklichsein« denkt, der hat schon den zweiten Paten an der Hand. Aber schauen wir rein ins Buch: Über acht Pfade der Erleuchtung sollen wir zur Seligkeit, meint: zum Nichtdenken geführt werden. Besonders aufmerksam habe ich den dritten Pfad verfolgt (»Es darf gelacht werden!«), beschäftigt sich der Autor hier doch mit der Möglichkeit, über die Komik zur Geistfreiheit durchzudringen. In ihrer Bildlichkeit so erschreckend wie extravagant ist die Stelle, an der Stein den Unterschied zwischen Nonsens (er nennt ihn »absurden Humor«) und »Blödeln« auf den Punkt zu bringen sucht: »Beim absurden Witz handelt es sich um eine zarte Pflanze, die nur dort blüht, wo ein logisches Spalier sie stützt. Am besten gedeiht sie auf dem sauren Boden der Skepsis. Das Blödeln entsteht, wenn man das Pflänzchen in den feucht glänzenden Humus des Frohsinns umtopft und das logische Spalier einfach wegläßt. Der Witz verdorrt auf der Stelle, das Blödeln kann beginnen.« Ob da nicht einer beherzt von seinem eigenen Nektar genascht hat? |
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