Klaus Brinkbäumer erklärt den neuen "Spiegel"-Titel
"The German Übermacht" – warum dieser Spitzentitel?
Von SPIEGEL-Chefredakteur Wolfgang Büchner Klaus Brinkbäumer
Der neue SPIEGEL-Titel pikst ins Auge, provoziert den Kopf, und krachen tut er auch. Aber gaga? Nein, gaga finden kann ihn nur, wer vom Geschäft keine Ahnung hat.
Eine aktuelle Regel im Journalismus besagt: Nazis und Merkel gehen immer. Wir haben beides zu einer sexy Synthese zusammengeschweißt.
Dazu eine Geschichte zu erfinden, war natürlich nicht so einfach. Unseren Autoren ist es trotzdem gelungen. Sie haben sich die Sache aus der Ferne angesehen, zwei und zwei zusammengezählt und dann ruckzuck einen ganzen Haufen Text produziert – das kann auch nicht jeder. Zusammen mit dem Titel haben wir jetzt genau einen jener kalkulierten Skandale, die den SPIEGEL so unnachahmlich machen. Nun kann man natürlich so doof sein wie "Süddeutsche.de" und glauben, daß wir auf unserem Titel Merkel mit den Nazis in eine Reihe stellen – reingefallen! Die Titelzeilen sagen, daß es um den europäischen Blick auf Deutschland geht. Und wer genau hinschaut, erkennt, daß es in diesem Fall die Nazis sind, die Angela Merkel anschauen. Wenn Merkel für Deutschland steht, dann sind die Nazis ja wohl die anderen europäischen Länder. Das verstehe, wer will, für uns zählt unterm Strich nur, daß wir es mal wieder allen gezeigt haben. Was wir da gezeigt haben? Schauen Sie sich einfach den neuen SPIEGEL an – Anschnallen nicht vergessen!
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