Humorkritik | September 2021
September 2021
»Ich möchte belehren und fürchte zu gefallen; ich möchte raten und fürchte zu belustigen; ich möchte einwirken auf meine guten Mitbürger und ihren Ernst ansprechen, und ich fürchte Lachen zu erregen.«
Ludwig Börne
Filmpreisschau
Zum Deutschen Filmpreis kamen in diesem Jahr viele Filme in die engere Wahl, die noch nicht im Kino gelaufen waren. Die meisten werden dort auch dann kaum bemerkt werden, wenn die Kinos wieder geöffnet sind. Drei oder vier Komödien sind dabei – wenn sie keine Preise gewinnen, liegt das nicht daran, dass es Komödien ohnehin schwer haben, sondern an mangelnder Qualität. Zum Lachen war mir bei keiner zumute.
Anders ging es mir bei dem Beitrag von Oskar Roehler, der unter dem Titel »Enfant Terrible« das Leben seines großen Vorbilds Rainer Werner Fassbinder verfilmt hat. Da Roehler selbst für die Ausstattung verantwortlich ist, verdient er ein Sonderlob für die Idee, seine Handlung nicht in irgendeiner nachgestellten Realität stattfinden zu lassen, sondern gleich in billigen Theaterkulissen: Hier lässt Roehler die Fassbinder-Familie von Baer bis Raab aufmarschieren, sogar ein paar Look-alikes sind dabei. Ein Klischee verjagt das andere – und das Komische daran ist, dass Fassbinder seine Filme, die bei näherem Hinsehen auch aus Klischees bestehen, vermutlich ganz genau so gedreht hat: einen nach dem anderen.
Rainer Werner Fassbinder gilt einigen Kritikern als Genie, seine Filme werden dementsprechend ernst genommen. Das sollte man Oskar Roehlers Biopic nicht antun.