Inhalt der Printausgabe

August 2002


Einige Bankrotte später
Ein Nachruf aufs liebe Geld
(Seite 8 von 8)

Nach weiteren drei Stunden, als draußen auf den Straße schon wieder gestorben, gelacht und geschossen wurde und die ersten Panzer die Möckernstraße hochfuhren, hatten wir die drei fürs erste wieder beieinander. Zuversichtlich brummten und murmelten sie, faselten von ihren Plänen: "Wird alles wieder aufgebaut… schöner und größer wie früher… mit Anzeigentafeln und Tikker…", röchelte Tim. Celeste keckerte, unablässig mit ihrer uralten zerlesenen Business-VOGUE vom Juni 2002 wedelnd: "Wir werden sie ausröteln, die Pupser, mit Masern und Mumps werden wir sie verpocken und verpesten… wenn erst die Lieferung aus Bagdad kommt… und dann werden wir eine Pharma-Coop gründen, die sich gewaschen hat… Aufsichtsrat… Dienstwagen… Silirium, Larium… Le…" Lukas stützte Celeste, an die sich Tim hängte, und seufzte schwächlich: "Mir egal… ich will mein Enterkot mit Rinderwahn, mit Ziegenkopf und Kinderporno… wie früher… Kartonblöh und Weißweinschnaps… Banjojumping und Extreme-Fallschirming… wie früher…"
Ich steckte Tim noch einen antiquarischen Zwanzigmarkschein in die Brusttasche der Tarnjacke, eine Art Segen für auf den Weg, den er nahm, wie er gemeint war: symbolisch. "Der Tag wird kommen", schniefte er verloren. Moni und ich brachten die drei in die Tiefgarage, wo sie sich in ihren serbischen Jeep fallen ließen. Tim zwinkerte uns zu, drehte den Schlüssel im Anlasser und krächzte: "Reine… reine Konjunkturfrage!"
Als die Rebellen weg waren, kratzten wir den Koks von unseren CDs und waren froh, nicht so ein unstetes Leben führen zu müssen wie die Guerilla.
"Bloß gut, daß wir damals alles in Bohnen, Fladenbrot und Kartoffeln angelegt haben", munterte mich Moni auf. Ich hatte nicht den Mumm, ihr zu widersprechen - immer nur Blähbauch und Skorbut sind so lustig ja eigentlich auch nicht. Aber andererseits: Hauptsache, gesund.

Dietmar Dath

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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Hallihallo, Michael Maar!

In unserem Märzheft 2010 mahnte ein »Brief an die Leser«: »Spannend ist ein Krimi oder ein Sportwettkampf.« Alles andere sei eben nicht »spannend«, der schlimmen dummen Sprachpraxis zum Trotz.

Der Literatur- ist ja immer auch Sprachkritiker, und 14 Jahre später haben Sie im SZ-Feuilleton eine »Warnung vor dem S-Wort« veröffentlicht und per Gastbeitrag »zur inflationären Verwendung eines Wörtchens« Stellung bezogen: »Nein, liebe Radiosprecher und Moderatorinnen. Es ist nicht S, wenn eine Regisseurin ein Bachmann-Stück mit drei Schauspielerinnen besetzt. Eine Diskussionsrunde über postmoderne Lyrik ist nicht S. Ein neu eingespieltes Oboenkonzert aus dem Barock ist nicht S.«

Super-S wird dagegen Ihr nächster fresher Beitrag im Jahr 2038: Das M-Wort ist ja man auch ganz schön dumm!

Massiv grüßt Sie Titanic

 Chillax, Friedrich Merz!

Sie sind Gegner der Cannabislegalisierung, insbesondere sorgen Sie sich um den Kinder- und Jugendschutz. Dennoch gaben Sie zu Protokoll, Sie hätten »einmal während der Schulzeit mal einen Zug dran getan«.

Das sollte Ihnen zu denken geben. Nicht wegen etwaiger Spätfolgen, sondern: Wenn ein Erzkonservativer aus dem Sauerland, der fürs Kiffen die Formulierung »einen Zug dran tun« wählt, schon in der Schulzeit – und trotz sehr wahrscheinlichem Mangel an coolen Freund/innen – an Gras kam, muss dann nicht so ziemlich jedes andere System besseren Jugendschutz garantieren?

Sinniert

Ihre Titanic

 Hoppla, Berliner Gefängnischefs!

Drei von Euch haben laut Tagesspiegel wegen eines Fehlers der schwarz-roten Regierungskoalition statt einer Gehaltserhöhung weniger Geld bekommen. Aber der Ausbruch von Geldnöten soll durch einen Nachtragshaushalt verhindert werden. Da ja die Freundschaft bekanntlich beim Geld endet: Habt Ihr drei beim Blick auf Eure Kontoauszüge mal kurz über eine Ersatzfreiheitsstrafe für die nachgedacht, die das verbrochen haben?

Wollte diese Idee nur mal in den Raum stellen: Titanic

 Grüß Gott, Businesspäpstin Diana zur Löwen!

Du verkaufst seit Neuestem einen »Anxiety Ring«, dessen »bewegliche Perlen« beim Stressabbau helfen sollen. Mal abgesehen davon, dass das einfach nur das hundertste Fummelspielzeug ist, kommen uns von ihren Nutzer/innen glorifizierte und zur Seelenerleichterung eingesetzte bewegliche Perlen an einer Kette verdächtig bekannt vor.

Ist für Dich natürlich super, denn auch wenn Du Deinen treuen Fans skrupellos das Geld aus der Tasche ziehst, in die Hölle kommst Du zumindest für diese Aktion sicher nicht.

Auch wenn dafür betet:

Deine Titanic

 Könnte es sein, »ARD-Deutschlandtrend«,

dass Dein Umfrageergebnis »Mehrheit sieht den Frieden in Europa bedroht« damit zusammenhängt, dass seit über zwei Jahren ein Krieg in Europa stattfindet?

Nur so eine Vermutung von Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Im Institut für Virologie

Jeder Gang macht krank.

Daniel Sibbe

 100 % Maxx Dad Pow(d)er

Als leidenschaftlicher Kraftsportler wünsche ich mir, dass meine Asche eines Tages in einer dieser riesigen Proteinpulverdosen aufbewahrt wird. Auf dem Kaminsims stehend, soll sie an mich erinnern. Und meinen Nachkommen irgendwann einen köstlichen Shake bieten.

Leo Riegel

 Empfehlung für die Generation Burnout

Als eine günstige Methode für Stressabbau kann der Erwerb einer Katzentoilette – auch ohne zugehöriges Tier – mit Streu und Siebschaufel den Betroffenen Abhilfe verschaffen: Durch tägliches Kämmen der Streu beginnt nach wenigen Tagen der entspannende Eintritt des Kat-Zengarteneffekts.

Paulaner

 Altersspezifisch

Ich gehöre noch zu einer Generation, deren Sätze zu häufig mit »Ich gehöre noch zu einer Generation« anfangen.

Andreas Maier

 Dual Use

Seit ich meine In-Ear-Kopfhörer zugleich zum Musikhören und als Wattestäbchen verwende, stört es mich gar nicht mehr, wenn beim Herausnehmen der Ohrstöpsel in der Bahn getrocknete Schmalzbröckelchen rauspurzeln.

Ingo Krämer

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
30.04.2024 Hamburg, Kampnagel Martin Sonneborn mit Sibylle Berg