Humorkritik | Februar 2024
Februar 2024
»Wir können die Frage, warum Franz Kafka gelacht hat, nicht beantworten.«
Wilhelm Genazino
Ab nach Kassel
Zehn Jahre ist es her, dass ein Heftkollege den schriftstellernden Schauspieler Joachim Meyerhoff als »entsetzlichen Amateur« pries, dessen »formale Unbedarftheit tatsächlich überragend« sei, und keine zehn Wochen, dass ich mich über Nele Pollatscheks herzlich aufgenommenen Blödroman »Kleine Probleme« mokiert habe (Heft 12/23). Und da das Leben ja die besten Pointen schreibt – bessere als Pollatschek jedenfalls –, geht die neuste so, dass der grotesk unkomische Bestsellerautor Meyerhoff den Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor erhält, die kongeniale junge Kollegin den Förderpreis.
Mit Walter Ulbricht zu fragen: Was lernt uns das? Mehrerlei. Erstens: dass Walter Boehlich recht hatte, den Literaturbetrieb »verkommen« zu nennen. Zweitens: dass es bei Literaturpreisen nicht um Qualität, sondern ein amtliches Siegel für das geht, was sich verkauft; drittens: dass es sehr viel mehr Preise gibt als Leute, die sie verdienen; und viertens: dass der Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor seinen Namen nicht ohne Grund trägt. Denn viel grotesker geht es nicht; wo der Nobelpreis für Elfriede Jelinek ja sogar schon 20 Jahre her ist.