Humorkritik | Februar 2022
Februar 2022
»Der Humor ist nie humoristischer, als wenn er sich selbst erklären will.«
Friedrich Hebbel

Lustige Geiselnahme
Der Titel der schwedischen Miniserie »Menschen in Angst«, zu sehen auf Netflix, gibt zu vielem Anlass, aber keinesfalls zur Angst. Denn auch wenn die Serie von einem Banküberfall mit anschließender Geiselnahme handelt, amüsiert die Tölpelhaftigkeit, von der sowohl die Räuberin als auch die Polizei, ein Vater-Sohn-Duo, befallen ist. Es beginnt damit, dass es eine bargeldlose Bank ist, die überfallen wird, und dass die Räuberin dort den sagenhaften Betrag von 6500 schwedischen Kronen fordert (ungefähr 630 Euro). Der Sohn-Polizist stürzt sich daraufhin mitten aus dem Friseurbesuch und mit halbgeschnittenen Haaren in die Ermittlungen, unterstützt von seinem Vater, der allerdings zunächst mit der Bedienung des Megaphons kämpft.
Während der erste Teil der Serie noch ausschließlich dem Comedy-Genre zuzuordnen ist, wird sie im weiteren Verlauf ernsthafter, kapitalismuskritisch. Offenbar hat sich der Autor von Bertolt Brechts »Was ist der Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank« inspirieren lassen. Die Notlage, aus der die Räuberin handelte, führt dann – so viel sei verraten – zu einer engen Komplizenschaft zwischen Geiselnehmerin und ihren Geiseln. Bis zum Happy End (allerdings nicht im Sinne des Strafrechts) lernt der Zuschauer alle acht Opfer besser kennen, vor allem während diverser Polizeiverhöre. Dabei wird’s skurril und gerne etwas albern, etwa dann, wenn einer hochschwangeren Geisel während der Befragung die Fruchtblase platzt und der junge Polizist erschrocken-empört auf die Lache am Boden deutet: »Haben Sie gerade uriniert?« Nicht nur bei dieser Lache musste ich lachen.