Humorkritik | Februar 2022
Februar 2022
»Der Humor ist nie humoristischer, als wenn er sich selbst erklären will.«
Friedrich Hebbel

Gut und günstig
So in etwa ließe sich wohl die von Christian Ulmen produzierte Serie »Die Discounter« zusammenfassen, immerhin wurde hier mit bescheidenen Mitteln innerhalb weniger Tage eine kurzweilige Mini-Serie gefertigt. Dabei geht es in Mockumentary-Manier in den Discounter »Feinkost Kolinski«. Von den inzwischen doch leicht abgedroschen wirkenden Stilmitteln wie den Genervtheit und Fremdscham signalisierenden Blicken in die vermeintliche Dokukamera nach peinlichen Manövern der Kollegen sowie der zu Beginn sehr klassisch anmutenden Typenkonstellation sollte man sich nicht abschrecken lassen. Denn das Geschehen um die dysfunktionale Supermarktbelegschaft bietet in den kaum zwanzigminütigen Folgen so manche sympathische Wendung und einige komische Momente: Etwa, wenn Marktleiter Thorsten, nachdem er sich von einem seiner Angestellten in die Welt des Onlinedatings hat einführen lassen, bei Eintreffen seines Dates vor dem Markt feststellt, dass die Erwählte ihm doch ein wenig zu groß ist (»Hätt’ ich ma das Kleingedruckte bisschen früher gelesen«), und er daraufhin schlicht die Flucht ergreift. Später, im dunklen Kämmerlein von ihr aufgestöbert, redet er sich damit heraus, dass es gerade beinahe einen Überfall gegeben habe, nur um draußen auf dem Parkplatz zum zweiten, diesmal erfolgreichen Fluchtversuch überzugehen.
Charmant ungelenke Szenen wie diese verdanken sich einem Drehbuch, das auf grobe Szenenabläufe reduziert ist und die Schauspieler improvisieren lässt. Angesichts solch schöner Momente lässt sich dann auch über die schwächeren hinwegsehen; etwa jene, in denen auf Spritz- und Scheißhumor gesetzt wird, den man schon aus Ulmens »Jerks« kennt (siehe TITANIC 03/17) und der einem das Gefühl vermittelt, hier habe jemand seine unangenehme Marke gesetzt.