Humorkritik | März 2020
März 2020
Aber eine lustige Geschichte ist das nicht. Sie hat traurig angefangen und hört traurig auf.
Peter Bichsel, »Ein Tisch ist ein Tisch«
Kreuzberger Kleinkunst
Über Marc-Uwe Klings »Känguru«-Trilogie konnte man vor Jahren an dieser Stelle lesen, sie behandele das Politische »harmlos, unmotiviert und weitgehend sinnfrei« (TITANIC 4/14) und sei wohl eher etwas für schlichte Gemüter. Die auf Motiven und Gags aus den Büchern beruhende Verfilmung »Die Känguru-Chroniken« (Regie: Dani Levy, Drehbuch: Marc-Uwe Kling) kann sich von den Schwächen der Vorlage zwar nicht vollends freimachen, ist aber zumindest recht kurzweilig und flott inszeniert. Erzählt wird noch einmal die Geschichte vom liedermachenden Kleinkünstler Marc-Uwe, bei dem sich eines Tages ein sprechendes Känguru einquartiert. Das selbstbewusste Tier, ein bekennender Kommunist, steht dem schüchternen Totalversager anschließend in Fragen der Lebensführung wie in Liebesdingen bei – vor allem jedoch im Kampf gegen einen bösen Immobilieninvestor, der zugleich einer rechtspopulistischen Partei vorsteht und den gemütlichen Kreuzberger Kiez, in dem unser antriebsschwacher Held unter lauter Kreuzberger Originalen haust, mit einem gigantischen Büroturm gentrifizieren und gründlich ruinieren will.
Der haarsträubende Plot rührt zumindest an ein reales zeitgenössisches Problem, die vorgeblich kommunistische Haltung des Kängurus hält sich glücklicherweise im Hintergrund – insgesamt erweisen sich die »Känguru-Chroniken« für mich als eher unauffällige deutsche Komödie mit ganz guten Darstellern (am besten Henry Hübchen als trumpesker Erzschurke), ein paar hübschen Gags sowie einer Handvoll gelungener filmischer und selbstreferentieller Spielereien.