Humorkritik | März 2020

März 2020

Aber eine lustige Geschichte ist das nicht. Sie hat traurig angefangen und hört traurig auf.
Peter Bichsel, »Ein Tisch ist ein Tisch«

Mehr Vampire

Vielleicht ist es das biblische Alter bei dennoch makellos jugendlichem Aussehen, das mir die Identifikation mit den Figuren eines anderen Vampirprodukts, der Mockumentary »What We Do in the Shadows«, erleichtert. Grundsätzlich kann ich die Serie aber Lebensformen jeden Alters, tot oder untot, uneingeschränkt empfehlen. Die zehnteilige Sitcom des US-Kabelsenders FX (hierzulande leider nur in synchronisierter Fassung beim Streaming-Portal Joyn+ zu sehen) ist ein Spin-off des gleichnamigen Films aus dem Jahr 2014; dahinter stecken der Neuseeländer Jemaine Clement (»Flight of the Conchords«) und der hier bereits erwähnte Taika Waititi, die gemeinsam das Drehbuch schrieben, Regie führten und produzierten. So gut der Film ist, so misstrauisch stand ich zunächst der Serienadaption gegenüber. Die aber stellt in ihren besten Momenten – man verzeihe das Wortspiel – den Film sogar in den Schatten.

Die Prämisse ist einfach: Ein paar neurotische Vampire, erkennbar Genre-Klassikern wie »Nosferatu, eine Symphonie des Grauens« und »Interview mit einem Vampir« nachempfunden, finden sich in einer WG des 21. Jahrhunderts wieder, mit ihren sehr alltäglichen Banalitäten, etwa dem Putzplan. Das ergibt oftmals schwer zu beschreibende Situationskomik, kulminiert aber manchmal auch in einem ganz konkreten Gag, etwa wenn einer der Bewohner für eine Zeremonie massenweise »crêpe paper« kauft, weil er es für »creepy paper« hält. En passant wird in »What We Do in the Shadows« eine Kulturgeschichte der filmischen Repräsentation von Vampiren erzählt und diese mit den Klischees und Konventionen der klassischen Sitcom gemixt. Besonders offenkundig wird dieser Ansatz in der Episode »The Trial«, als sich die WG-Bewohner für den Tod eines hochrangigen Vampirs verantworten müssen: Das Tribunal besteht u.a. aus Tilda Swinton (»Only Lovers Left Alive«), Wesley Snipes (»Blade«) sowie Waititi und Clement selbst.

Zugute kommt der Serie das komödiantische (Konflikt-)Potential eines neu eingeführten Vampir-Ehepaars. Überhaupt spielen in der Serie weibliche Figuren eine größere Rolle als im Film, was dem Stoff sehr guttut. Das Highlight ist jedoch ohne Frage der »Energy Vampire« Colin. Also, beißen Sie zu bzw. an!

  

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Vielen Dank, Claudia Schiffer!

Vielen Dank, Claudia Schiffer!

Die Bunte zitiert Sie mit der Aussage: »Um zu überleben, muss man gesund sein, und wenn man am gesündesten ist, sieht man einfach auch am jüngsten aus!« Gut, dass Sie diese Erkenntnis an uns weitergeben!

Geht jetzt zur Sicherheit bei jeder neuen Falte, Cellulitedelle und grauen Strähne zum Arzt:

Ihre greise Redaktion der Titanic

 Ganz schön kontrovers, James Smith,

was Du als Mitglied der britischen Band Yard Act da im Interview mit laut.de vom Stapel gelassen hast. Das zu Werbezwecken geteilte Zitat »Ich feiere nicht jedes Cure-Album« hat uns jedenfalls so aufgewühlt, dass wir gar nicht erst weitergelesen haben.

Wir mögen uns nicht ausmalen, zu was für heftigen Aussagen Du Dich noch hast hinreißen lassen!

Findet, dass Provokation auch ihre Grenzen haben muss: Titanic

 Clever, »Brigitte«!

Du lockst mit der Überschrift »Fünf typische Probleme intelligenter Menschen«, und wir sind blöd genug, um draufzuklicken. Wir lernen, dass klug ist: wer mehr denkt, als er spricht, wer sich ungeschickt im Smalltalk anstellt, wer sich im Job schnell langweilt, wer sich mit Entscheidungen schwertut, wer bei Streit den Kürzeren zieht und wer ständig von Selbstzweifeln geplagt wird.

Frustriert stellen wir fest, dass eigentlich nichts von alledem auf uns zutrifft. Und als die Schwachköpfe, die wir nun einmal sind, trauen wir uns fast gar nicht, Dich, liebe Brigitte, zu fragen: Waren das jetzt nicht insgesamt sechs Probleme?

Ungezählte Grüße von Deiner Titanic

 Hey, »Dyn Sports«!

Bitte für zukünftige Moderationen unbedingt merken: Die Lage eines Basketballers, der nach einem Sturz »alle Viere von sich streckt«, ist alles Mögliche, aber bestimmt nicht »kafkaesk«. Sagst Du das bitte nie wieder?

Fleht Titanic

 Recht haben Sie, Uli Wickert (81)!

Recht haben Sie, Uli Wickert (81)!

Die Frage, weshalb Joe Biden in seinem hohen Alter noch mal für das Präsidentenamt kandidiert, anstatt sich zur Ruhe zu setzen, kommentieren Sie so: »Warum muss man eigentlich loslassen? Wenn man etwas gerne macht, wenn man für etwas lebt, dann macht man halt weiter, soweit man kann. Ich schreibe meine Bücher, weil es mir Spaß macht und weil ich nicht Golf spielen kann. Und irgendwie muss ich mich ja beschäftigen.«

Daran haben wir, Wickert, natürlich nicht gedacht, dass der sogenannte mächtigste Mann der Welt womöglich einfach keine Lust hat, aufzuhören, auch wenn er vielleicht nicht mehr ganz auf der Höhe ist. Dass ihn das Regieren schlicht bockt und ihm obendrein ein Hobby fehlt. Ja, warum sollte man einem alten Mann diese kleine Freude nehmen wollen!

Greifen Sie hin und wieder doch lieber zum Golfschläger statt zum Mikrofon, rät Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Finanz-Blues

Wenn ich bei meiner langjährigen Hausbank anrufe, meldet sich immer und ausnahmslos eine Raiffeisenstimme.

Theobald Fuchs

 Spielregeln

Am Ende einer Mensch-ärgere-dich-nicht-Partie fragt der demente Herr, ob er erst eine Sechs würfeln muss, wenn er zum Klo will.

Miriam Wurster

 Gute Nachricht:

Letzte Woche in der Therapie einen riesigen Durchbruch gehabt. Schlechte Nachricht: Blinddarm.

Laura Brinkmann

 Im Institut für Virologie

Jeder Gang macht krank.

Daniel Sibbe

 Konsequent

Die Welt steckt in der Spermakrise. Anzahl und Qualität der wuseligen Eileiter-Flitzer nehmen rapide ab. Schon in wenigen Jahren könnten Männer ihre Zeugungsfähigkeit vollständig verlieren. Grund hierfür sind die Verkaufsschlager aus den Laboren westlicher Großkonzerne. Diese Produkte machen den Schädling platt, das Plastik weich und das Braterlebnis fettfrei und wundersam. Erfunden wurden diese chemischen Erfolgsverbindungen von – Überraschung – Y-Chromosom-Trägern. Toll, dass sich Männer am Ende doch an der Empfängnisverhütung beteiligen.

Teresa Habild

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
30.04.2024 Hamburg, Kampnagel Martin Sonneborn mit Sibylle Berg