Humorkritik | März 2020
März 2020
Aber eine lustige Geschichte ist das nicht. Sie hat traurig angefangen und hört traurig auf.
Peter Bichsel, »Ein Tisch ist ein Tisch«
Verkehrsdurchsage
ine Badewanne, ein Pfau, Baggerschaufeln, Getränkekisten, Lamas, einzelne Enten wie auch ganze Entenfamilien, Gullydeckel, Gummiklötze, Dixi-Klos, Spiegel und Spanngurte, Fahrräder, Fenster, Fernseher und Feuerlöscher, Glasscherben, eine Heckscheibe, Hirsch und Hocker, ein großes Holzbrett, ein kleiner Hund, Kübel und Kühe, Rad, Räder und Radkappen, und, womit wohl keiner je gerechnet hätte: »ein Auto auf der Fahrbahn« – das alles lag und stand innert eines Jahres auf deutschen Autostraßen herum und wurde brav vom Deutschlandfunk vermeldet. Seit dem 1. Februar sendet der DLF jedoch keine Stau- und Verkehrsnachrichten mehr, wodurch liebgewonnene Stauschwerpunkte wie Essen-Haarzopf, Würzburg-Kist oder Heilbronn-Untergruppenbach kaum noch mit interessierten Staubesuchern rechnen können. Wer indes noch mal tief in die wirre Welt des rollenden und stehenden Verkehrs eintauchen möchte, dem sei Carsten Schneiders erschütternd komische Collage »Die Gefahren eines Jahres« empfohlen (Download auf der Website von Deutschlandfunk Kultur). Zwölf Monate lang sammelte Schneider Zigtausende von Gefahrenmeldungen, schnippelte und komponierte sie zu Chören und Chorälen (»ein Hammer zwischen Hamm-Hamm-Hamm-Hamm«), zu stotternden Stakkato-Repetitionen (»Auspuffpuffpuffpuff«) und einem imposant anschwellenden Gefahrengesang, der nur aus der Angstvokabel »Stau« besteht. Das hört sich gut weg im ruhenden Verkehr. Sollte Sie das exquisite Hörstück jedoch während einer Autofahrt ereilen, dann fahren Sie bitte während des Lachens rechts ran, überholen Sie nicht und warten Sie, bis die Gefahr vorüber ist.