Humorkritik | Januar 2011
Januar 2011
Lemmy und die Schmocks
Lemmy ist ein ziemlich bunter Hund und mittlerweile auch genauso bekannt. Nicht nur als der in Schnaps eingelegte und damit unsterbliche Chef seines Dreimann-Rock’n’Roll-Kommandos Motörhead, sondern auch als so eine Art delphisches Orakel, Domenica und Kardinal Ratzinger in Personalunion. Immer dann, wenn man im Heavy Metal gar nicht mehr weiter weiß, fragt man einfach ihn – und dann gibt es wenigstens was zu lachen.
Inzwischen hat auch die Mainstreamkultur einen Narren an diesem Weisen der Straße gefressen, und holt ihn sich immer dann vors Mikro, wenn sie wieder geistig-moralischer Anleitung bedarf – oder einfach eine ordentliche Schippe Dreck das Sommerloch stopfen soll. Seit geraumer Zeit macht sich bei Lemmy jedoch ein gewisser Überdruß bemerkbar, verbunden mit einer deutlichen Abscheu gegenüber Musikjournalisten. Neulich zum Beispiel mußte Alexander Gorkow, der Chefinterviewer der Süddeutschen Zeitung, dran glauben. Gorkow stellte die Frage, warum sich Lemmy eigentlich lieber mit Huren herumtreibe, anstatt verheiratet zu sein. Antwort: »Wieso leben Sie nicht in der Mongolei?«
Noch entschiedener über den Mund gefahren kam sich vor einiger Zeit aber ein Journalist vor, als er sich bei Lemmy erkundigte, warum es immerhin sechzehn Jahre gedauert habe, bis von Motörhead mal ein ruhiges Stück, nämlich »eine Ballade«, zu hören gewesen sei. Lemmy: »Warum hast du so lange gebraucht, um mir diese verdammte Frage zu stellen, wenn sie dich so brennend interessiert, du Klugscheißer?«
Noch hübscher war sein Kontra, als man ihm zu anderer Gelegenheit die Frage stellte, wie denn das Verhältnis zu seinem alten Gitarristen Fast Eddie Clarke sei. »Ich würde ihm nicht mal ins Maul pissen, wenn seine Zähne brennen.«
Meine Lieblingsretourkutsche allerdings ist die folgende. Ein besonders gewitztes Bürschchen gab ihm zu bedenken, daß es ja wirklich nur ein schmaler Grat sei zwischen hartem Trinken und Alkoholismus. Lemmy nickte zustimmend. »Klar, und da ist auch nur ein schmaler Grat zwischen Angeln und am Ufer stehen und dabei wie eine Muschi aussehen.«