Humorkritik | Januar 2011
Januar 2011
Frears’ Comicdrama
Der neue Film des Querbeetregisseurs Stephen Frears – vom historischen Sozialdrama bis hin zum Queen-Biopic oder gar Neo-Western hat er so ziemlich alles runtergedreht – fällt mal wieder in mein, nämlich das komische Fach. In »Tamara Drewe«, der leider den deutschen Verleihtitel »Immer Drama um Tamara« abbekommen hat, steigt eine schöne junge Frau dieses Namens in Hot Pants über einen Weidezaun und bringt damit eine Handlung ins Rollen, in der es vornehmlich um allerlei Liebeswirren unterschiedlichster Personen geht. Die äußerlich liebliche, ja allzu liebliche englische Dorfidylle, die Literatengemeinde, die sich dort versammelt, und einige Thomas-Hardy-Bezüge ließen mich anfänglich in Deckung gehen, fürchtete ich doch schwer gediegene Bildungsbürgerarthouseunterhaltung.
Doch dann mehrten sich die Bosheiten und Überraschungen, bis hin zum unerwarteten und genreunüblichen Ableben einer Hauptperson, und mein Widerstand war gebrochen. Das Ganze beruht auf einem komplex erzählten Comic der hierzulande bis dato nur als Bilderbuchillustratorin und -autorin bekannten Posy Simmonds, welcher ursprünglich in Fortsetzungen im britischen Guardian veröffentlicht wurde und jetzt sogar in Buchform auf deutsch vorliegt (»Tamara Drewe«, Reprodukt).
Frears Adaption bleibt eng an der ganz und gar nicht filmischen Vorlage, er hat sie für das Kinopublikum erfreulicherweise nur an der Oberfläche geglättet. Daß das alles so gut funktioniert, dürfte zu einem nicht geringen Teil an den wenig prominenten, dafür aber durchweg exzellenten Darstellern liegen. Allen voran Jessica Barden, die als erlebnishungriger, intriganter, gelangweilter, promigeiler und frustrierter Teenager bei mir einen ziemlich guten Eindruck hinterließ.