Humorkritik | Januar 2011
Januar 2011

Kleinkram
Gerade ein gutes Jahr ist er alt, der aus dem Dunstkreis der Spex hervorgegangene und geradezu unverschämt coole Kleinverlag Hablizel – und schon ist ihm ein verlegerischer Scherz gelungen: Er verkauft Pixi-Bücher für Erwachsene. In der Reihe »Small parts isolated and enjoyed« erhält man für fünf Euro etwa das jüngste Œuvre des Kollegen Dietmar Dath (»Eisenmäuse«), 44 Seiten schmal und quadratisch, aber auch Werke unbekannter Autoren. Ole Wagners Büchlein »Der Schimmelwriter« (Alternativtitel: »Reden, um davon zu erzählen« bzw. »Volk ohne Raum für Notizen«) enthält nach eigener Auskunft »14 Bilder und 24 literarische Vignetten, die in der Regel mit einem klassischen Kiffhänger enden«. Erzählt werden die komisch-psychedelischen Erlebnisse eines Peter (bzw. »the autist formerly known as Peter«), die angenehm unakademisch daherkommen, ohne in die überdrehte, gleichgültige Lässigkeit der Slam-Komik abzustürzen. Die Peter-Fragmente vereinen klassische Witzsprüche (»Ich bin sensibel wie Sau«) mit gräßlichen Wortspielen (»Popädeutik«), zarte Hochliteraturparodien (»Als die frechen Jungens vor der Zeit dem Alkohol verfielen, war ihre Einsamkeit in eine Hütte gehüllt«) mit schauderhaften Zeichnungen. Hat übrigens schon jemand drauf verwiesen, daß David-Shrigley-Epigonen jetzt zu einer wahren Landplage geworden sind? Gleichviel: Ein gelungener Scherz ist ein gelungener Scherz.