Humorkritik | Januar 2011
Januar 2011
Aus dem Geistesleben
Gewürdigt hätte ich hier gern die Studie des Germanisten Andreas Stuhlmann über Heine und Kraus (»›Die Literatur – das sind wir und unsere Feinde‹. Literarische Polemik bei Heinrich Heine und Karl Kraus«, Königshausen & Neumann 2010), denn ich vermute, daß es darin um gewichtige Dinge geht, die auch mich als Humorkritiker interessieren dürften. Damit ich mir ein Urteil bilden könnte, müßte sie jedoch zunächst ins Deutsche übersetzt werden. Die Sprache, in der Stuhlmann schreibt, ist kein Deutsch, sondern eine Zumutung. Es mag genügen, wenn ich nur einen einzigen, für das ganze Werk typischen Satz zitiere, in dem ich zwar einen Tipp- und einen Kommafehler entdecken kann, aber keinen Sinn: »Es gehört zu den Widersprüchen der literarischen Polemik und Streitkultur, daß dieser erbarmungslos auf soziale Vernichtung zielende Schriftverkehrs zwischen den sich unversöhnlich gegenüberstehenden Kombattanten sich auf einem Feld entspinnt über das sich zugleich ein geschützter Raum aufspannt.«
Über einem Feld, auf dem sich der Schriftverkehr zwischen den sich gegenüberstehenden Kombattanten entspinnt, soll sich ein Raum aufspannen, der seinerseits wiederum geschützt wird? Das hätten weder Heinrich Heine noch Karl Kraus verstanden. Andreas Stuhlmanns Studie aber ist vom Departement Sprache, Literatur, Medien I der Universität Hamburg als Dissertation angenommen worden. Herzlichen Glückwunsch!