Inhalt der Printausgabe
August 2005
Humorkritik (Seite 5 von 9) |
Making of Rachengold |
Die Dokumentarfilm-Produktion "Inside Deep Throat", die nach ihrer Berlinale-Premiere nun in die Kinos kommt, ist ein recht humoriger Blick auf die Entstehungsgeschichte des berühmtesten Pornos der Welt. Der Titel des Films von Fenton Bailey und Randy Barbato ist natürlich eine Anspielung auf unzählige Hardcorefilme, die etwa "Inside Desiree Cousteau" oder "Inside Inge Meysel" hießen und immer besonders tief in das Leben oder sonstwas der jeweiligen Dame einzudringen vorgaben. Das Autoren- und Regieteam hat sich in den USA bereits seit einiger Zeit einen Namen durch die Beschäftigung mit eher abseitigen Themen gemacht. Ihre letzte gemeinsame Dokumentation "Hidden Führer: Debating the Enigma of Hitler's Sexuality" beruhte auf den leicht durchgeknallten Texten des Bremer Universitätsprofessors Lothar Machtan über Adolf Hitlers unterdrückte Homosexualität als Ursache für seinen Größenwahn. Weitere Arbeiten thematisierten Zensur im amerikanischen Fernsehen, schwule Republikaner oder die Pornoindustrie in Los Angeles. Wie diese begann, zeigt ihr neuer Film, indem er sich dem Phänomen "Deep Throat" widmet, dem bis heute profitabelsten amerikanischen Film aller Zeiten. Den eingespielten 600 Millionen Dollar weltweit stehen Produktionskosten von lediglich 25 000 Dollar gegenüber. Umgerechnet ist dies eine weitaus größere Gewinnspanne als die des Films von James Cameron aus dem Jahre 1997, der genauso heißt wie diese Zeitschrift. "Deep Throat" war in den siebziger Jahren dafür mitverantwortlich, daß Pornographie in der Prä-Reagan-Ära kurzzeitig gesellschaftlich akzeptiert und gerade in Künstlerkreisen sogar als hip empfunden wurde. Besonders putzig ist die schwiemelige Doku immer dann, wenn Regisseur Gerard Damiano zu Wort kommt, der rastlos beteuert, daß er eigentlich einen Kunstfilm mit den Mitteln der Pornographie habe schaffen wollen - während seine Frau im Hintergrund abschätzige Kommentare von sich gibt. Überzeugend auch Hauptdarsteller Harry Reems, der damals die verantwortungsvolle Aufgabe hatte, dem Star des Films, der über Nacht zu Weltruhm gelangten Linda Lovelace, sein Gemächt überallhin, vor allem jedoch, wie der Titel des Films schon vorsichtig andeutet, in die Kehle zu stopfen. Reems erzählt, daß er am Set schon einen Ständer bekam, wenn er nur das Surren der Filmkamera hörte. So riemig wie er sind den unendlichen Berichten von Pornodrehs zufolge, die einem heutzutage multimedial um die Ohren gehauen werden, die männlichen Darsteller nur noch nach der Einnahme von Viagra. Ein tragikomischer Einblick also in wahrlich vergangene Zeiten. |
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