Inhalt der Printausgabe
August 2005
Humorkritik (Seite 4 von 9) |
Don Osman |
Auf der Rückseite der Satirensammlung "Don Osman" (dtv) des türkischen Schriftstellers Osman Engin prangt die Warnung "Vorsicht, Satire! Beobachtungen aus dem deutsch-türkischen Alltag in neuen ›heimtürkischen‹ Geschichten aus der spitzen Feder des Bremer Satirikers." Da stöbert nicht nur der Klappentexter in der sprachlichen Mottenkiste; auch Engin, der seit über 30 Jahren in Deutschland lebt, weiß sich bei seinen Vorgängern zu bedienen: Wenn er seine Gattin als die "zweitgrößte Nervensäge des Mittleren Orients" anpreist, dann muß ich postwendend an Ephraim Kishons "beste Ehefrau von allen" denken. Und die weiteren "bissigen und skurrilen Alltagsbeobachtungen" tauschen nur die humori-stischen Falafel gegen einen Döner aus: Engins Ford Transit heißt "Franz-Josef", der Kondomkauf wird zum Spießrutenlauf, auf dem Amt sitzen korrupte Faulenzer, der "linksradikale Sohn" Mehmet will den "Lappen mit dem Pleitegeier" - gemeint ist der deutsche Paß - partout nicht haben, weil ihn sonst der Wehrdienst seines sorgenlosen Studentendaseins entheben könnte etc. pp. Komisch ist Engin da, wo er - dankenswerterweise auf seuchenhaftes Comedy-Dönerdeutsch verzichtend - Anglizismen eindeutscht ("Badi-Bilding") oder vorschlägt, die Türkei in mundgerechten Mini-Staaten sukzessive in die EU zu schmuggeln. Gut gefallen hat mir auch die - tatsächlich satirische - Episode, in der Engins Ehefrau ihre Freundinnen mit ihren ausländerfeindlichen Bekanntschaften zu übertrumpfen sucht, um nicht in den Verdacht zu kommen, von ihrem Ehemann zu Hause eingesperrt zu sein. Sonst aber bleibt der anatolische Kishon: heiter bis harmlos. |
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