Inhalt der Printausgabe

Dezember 2002


 
Neue Preise. Mit System.

(Seite 10 von 10)


TITANIC Eine Frage zu den Produkten aus der Minibar: Würden Sie es begrüßen, wenn wie im Flugzeug so, äh, Kotztüten vorne an den Sitzen lägen?
Kunde Ach na ja, ich weiß nicht, man kann das ja auch auf der Toilette erledigen dann. (Frau übernimmt wieder) Aber ich hab noch mal eine Frage wegen dem Termin. Sie hatten genannt den 15. Januar. Ist das nun verbindlich?
TITANIC Das ist verbindlich.
Kunde Und die Fahrkarte?
TITANIC Die holen Sie sich am Schalter.
Kunde (neugierig) Und was kostet die?
TITANIC Was haben Sie denn bisher bezahlt?
Kunde So 70 Euro hin und zurück.
TITANIC Gut. Wieviel wiegen Sie?
Kunde So 65 Kilo.
TITANIC Gut, da kommen 10 Prozent drauf. Würden Sie das Gepäck zwei Stunden vorher zum Einschecken bringen?
Kunde Nein.
TITANIC Möchten Sie einen Zug nehmen, der mit Ökostrom betrieben wird, oder einen etwas billigeren mit Atomstrom?
Kunde (entschieden) Das, was günstiger ist!
TITANIC Das sind noch mal 10 Prozent. Würden Sie in einem Abteil mit Ausländern Platz nehmen?
Kunde Naja, um die Zeit, abends, um 17.30 Uhr ist das immer so ein bißchen…
TITANIC Gut, das wird wieder 16 Prozent teurer. Haben Sie Kinder oder Haustiere?
Kunde Ja, eine Tochter.
TITANIC Eine Tochter, 15 Prozent. Würden Sie Tickets kontrollieren oder die Zugtüren öffnen am Bahnhof?
Kunde Nein.
TITANIC 27 Prozent. Möchten Sie in Fahrtrichtung sitzen?
Kunde Ja.
TITANIC 12 Prozent. Das macht (Pause, dann frech) 130 Euro!
Kunde (erschrocken) Waaaas? Das ist mir zu teuer.
TITANIC (zaghaft) Gut, dann machen wir es billiger: 100?
Kunde Zu teuer!
TITANIC Gut, dann müssen Sie zum Bahnhof. Wissen Sie, das System ist unglaublich unübersichtlich, da steigt eh keiner durch. Bestehen Sie einfach auf den verschiedensten Verbilligungen. Alles, was über 40 Euro ist, wäre im Grunde eine Unverschämtheit.
Kunde Ja. Aber der 15. ist jetzt fest?
TITANIC Ja, der ist fest. Aber Sie müssen in der nächsten Woche noch am Schalter Bescheid sagen.
Kunde Mach ich.

Eins jedenfalls hat sich gezeigt: Deutschland freut sich auf das neue Preissystem. Und wer nach dem 15. Dezember eine angenehme und entspannte Zugfahrt machen will, der geht lieber in die Geisterbahn (mit Doppel-Looping und totaler Horror-Garantie)…

Martin Sonneborn


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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Erwischt, Bischofskonferenz!

In Spanien haben sich Kriminelle als hochrangige Geistliche ausgegeben und mithilfe künstlicher Intelligenz die Stimmen bekannter Bischöfe, Generalvikare und Priester nachgeahmt. Einige Ordensfrauen fielen auf den Trick herein und überwiesen auf Bitten der Betrüger/innen hohe Geldbeträge.

In einer Mitteilung an alle kirchlichen Institutionen warntest Du nun vor dieser Variante des Enkeltricks: »Äußerste Vorsicht ist geboten. Die Diözesen verlangen kein Geld – oder zumindest tun sie es nicht auf diese Weise.« Bon, Bischofskonferenz, aber weißt Du, wie der Enkeltrick weitergeht? Genau: Betrüger/innen geben sich als Bischofskonferenz aus, raten zur Vorsicht und fordern kurz darauf selbst zur Geldüberweisung auf!

Hat Dich sofort durchschaut: Titanic

 Und übrigens, Weltgeist …

Adam Driver in der Rolle des Enzo Ferrari – das ist mal wieder großes Kino!

Grazie mille von Titanic

 Hallo, faz.net!

»Seit dem Rückzug von Manfred Lamy«, behauptest Du, »zeigt der Trend bei dem Unternehmen aus Heidelberg nach unten. Jetzt verkaufen seine Kinder die Traditionsmarke für Füller und andere Schreibutensilien.« Aber, faz.net: Haben die Lamy-Kinder nicht gerade davon schon mehr als genug?

Schreibt dazu lieber nichts mehr: Titanic

 Persönlich, Ex-Bundespräsident Joachim Gauck,

nehmen Sie inzwischen offenbar alles. Über den russischen Präsidenten sagten Sie im Spiegel: »Putin war in den Achtzigerjahren die Stütze meiner Unterdrücker.« Meinen Sie, dass der Ex-KGBler Putin und die DDR es wirklich allein auf Sie abgesehen hatten, exklusiv? In dem Gespräch betonten Sie weiter, dass Sie »diesen Typus« Putin »lesen« könnten: »Ich kann deren Herrschaftstechnik nachts auswendig aufsagen«.

Allerdings hielten Sie sich bei dessen Antrittsbesuch im Schloss Bellevue dann »natürlich« doch an die »diplomatischen Gepflogenheiten«, hätten ihm aber »schon zu verstehen gegeben, was ich von ihm halte«. Das hat Putin wahrscheinlich sehr erschreckt. So richtig Wirkung entfaltet hat es aber nicht, wenn wir das richtig lesen können. Wie wär’s also, Gauck, wenn Sie es jetzt noch mal versuchen würden? Lassen Sie andere Rentner/innen mit dem Spiegel reden, schauen Sie persönlich in Moskau vorbei und quatschen Sie Putin total undiplomatisch unter seinen langen Tisch.

Würden als Dank auf die Gepflogenheit verzichten, Ihr Gerede zu kommentieren:

die Diplomat/innen von der Titanic

 Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

als Ihr eine Folge Eures Pärchenpodcasts »Feel the News« mit »Das Geld reicht nicht!« betiteltet. Da fragten wir uns, was Ihr wohl noch haben wollt: mehr Talkshowauftritte? Eine Homestory in der InTouch? Doch dann hörten wir die ersten zwei Minuten und erfuhren, dass es ausnahmsweise nicht um Euch ging. Ganz im Sinne Eures Formats wolltet Ihr erfühlen, wie es ist, Geldsorgen zu haben, und über diese Gefühle dann diskutieren. Im Disclaimer hieß es dann noch, dass Ihr ganz bewusst über ein Thema sprechen wolltet, das Euch nicht selbst betrifft, um dem eine Bühne zu bieten.

Ihr als Besserverdienerpärchen mit Loft in Prenzlauer Berg könnt ja auch viel neutraler und besser beurteilen, ob diese Armutsängste der jammernden Low Performer wirklich angebracht sind. Leider haben wir dann nicht mehr mitbekommen, ob unser Gefühl, Geldnöte zu haben, berechtigt ist, da wir gleichzeitig Regungen der Wohlstandsverwahrlosung und Realitätsflucht wahrnahmen, die wir nur durch das Abschalten Eures Podcasts loswerden konnten.

Beweint deshalb munter weiter den eigenen Kontostand: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Bilden Sie mal einen Satz mit Distanz

Der Stuntman soll vom Burgfried springen,
im Nahkampf drohen scharfe Klingen.
Da sagt er mutig: Jetzt mal ehrlich –
ich find Distanz viel zu gefährlich!

Patrick Fischer

 Einmal und nie wieder

Kugelfisch wurde falsch zubereitet. Das war definitiv meine letzte Bestellung.

Fabian Lichter

 Tiefenpsychologischer Trick

Wenn man bei einem psychologischen Test ein Bild voller Tintenkleckse gezeigt bekommt, und dann die Frage »Was sehen Sie hier?« gestellt wird und man antwortet »einen Rorschachtest«, dann, und nur dann darf man Psychoanalytiker werden.

Jürgen Miedl

 Treffer, versenkt

Neulich Jugendliche in der U-Bahn belauscht, Diskussion und gegenseitiges Überbieten in der Frage, wer von ihnen einen gemeinsamen Kumpel am längsten kennt, Siegerin: etwa 15jähriges Mädchen, Zitat: »Ey, ich kenn den schon, seit ich mir in die Hosen scheiße!«

Julia Mateus

 Kehrwoche kompakt

Beim Frühjahrsputz verfahre ich gemäß dem Motto »quick and dirty«.

Michael Höfler

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 27.03.:

    Bernd Eilert denkt in der FAZ über Satire gestern und heute nach.

Titanic unterwegs
28.03.2024 Nürnberg, Tafelhalle Max Goldt
31.03.2024 Göttingen, Rathaus Greser & Lenz: »Evolution? Karikaturen …«
04.04.2024 Bremen, Buchladen Ostertor Miriam Wurster
06.04.2024 Lübeck, Kammerspiele Max Goldt