Inhalt der Printausgabe

Juli 2002


"Asoziale Rattenfänger!"
Wie TITANIC und FDP einmal gemeinsam in Thüringen einen antisemitischen Spaßwahlkampf führten
(Seite 5 von 14)

Um den Bürgermeister aber nicht vor den Kopf zu stoßen, erklärt ihm Ortsgruppenleiter Sonneborn, man habe dies ja via Internet versucht, allerdings sei die Seite der Rhön-FDP seit Februar nicht aktualisiert worden und werde offenbar überhaupt schlecht betreut. Ja, sagt da der bärtige Dr. Walter, da müsse er uns recht geben, der verantwortliche Herr Jürgen Pempel täte ja bei ihm arbeiten; ah, da fahre er gerade vorbei! und deutet auf einen vier- bis achtschrötigen Baggerfahrer in Feinripp, der gerade sein Gefährt an uns vorbeichauffiert. So sieht sie also aus, die Innovation in Stadtlengsfeld (Rhön). Da sind wir ja gerade noch rechtzeitig gekommen.

Eine für einen solchen Werbestand nötige Genehmigung von der Stadt hat es auch nicht gegeben. Es hat auch niemand einen solchen Stand beantragt. Die FDP erwägt nun auch, rechtliche Schritte einzuleiten.
Thüringische Landeszeitung, 10.6.02

Um den Bürgermeister aber nicht vor den Kopf zu stoßen, erklärt ihm Ortsgruppenleiter Sonneborn, man habe dies ja via Internet versucht, allerdings sei die Seite der Rhön-FDP seit Februar nicht aktualisiert worden und werde offenbar überhaupt schlecht betreut. Ja, sagt da der bärtige Dr. Walter, da müsse er uns recht geben, der verantwortliche Herr Jürgen Pempel täte ja bei ihm arbeiten; ah, da fahre er gerade vorbei! und deutet auf einen vier- bis achtschrötigen Baggerfahrer in Feinripp, der gerade sein Gefährt an uns vorbeichauffiert. So sieht sie also aus, die Innovation in Stadtlengsfeld (Rhön). Da sind wir ja gerade noch rechtzeitig gekommen.

Stadtlengsfeld
Stadtlengsfeld: Hektische Betriebssamkeit (hinten, helles Hemd) zur Rush-hour!

Die einsetzende Mittagsglut samt Vorberichterstattung des WM-Schlagers Deutschland gegen Irland läßt aber den ohnehin weitgehend verödeten Marktplatz völlig aussterben. Gerade mal drei unserer Fragebögen ("Soll man Friedman in sein Heimatland zurückschicken?", "Die ……. sind an allem schuld" etc.) werden wir los, wobei die einfache Volksgenossin bisweilen schlicht überfordert ist: "Was bedeutet für Sie Liberalität?" liest der baumlange Freidemokrat Rürup einer rothaarigen Provinz-Sirene die Zentralfragen vor. "Da müssen Sie mir erst mal das Fremdwort erklären! Ei freilich! Prost! Das Leben kann so schön sein, solange alles klappt!" Voller Lebensfreude hämmert die langhaarige Likördrossel den ersten Eierlikör hinunter, von Antisemitismus oder Intoleranz keine Spur.

Parteistand
Politik macht einsam


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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Du, »Hörzu Wissen«,

weißt, wie Werbung geht! Mit »Die Sucht zu töten« machtest Du so richtig Lust auf Deine aktuelle Ausgabe, um erläuternd nachzulegen: »Bestialisch, sadistisch, rätselhaft: Was Menschen zu mordenden Monstern macht – acht Täter und die Geschichten ihrer grausamen Verbrechen.«

Wer kann sich da der Faszination der »dunklen Welt der Serienkiller« noch entziehen? Aber am Ende, liebe Hörzu Wissen, ist in diesem Zusammenhang doch die Implikation Deines Slogans »Hörzu Wissen – das Magazin, das schlauer macht!« das Allergruseligste!

Da erschauert sogar

Die True-Crime-resistente Redaktion der Titanic

 Ganz schön kontrovers, James Smith,

was Du als Mitglied der britischen Band Yard Act da im Interview mit laut.de vom Stapel gelassen hast. Das zu Werbezwecken geteilte Zitat »Ich feiere nicht jedes Cure-Album« hat uns jedenfalls so aufgewühlt, dass wir gar nicht erst weitergelesen haben.

Wir mögen uns nicht ausmalen, zu was für heftigen Aussagen Du Dich noch hast hinreißen lassen!

Findet, dass Provokation auch ihre Grenzen haben muss: Titanic

 Hallihallo, Michael Maar!

In unserem Märzheft 2010 mahnte ein »Brief an die Leser«: »Spannend ist ein Krimi oder ein Sportwettkampf.« Alles andere sei eben nicht »spannend«, der schlimmen dummen Sprachpraxis zum Trotz.

Der Literatur- ist ja immer auch Sprachkritiker, und 14 Jahre später haben Sie im SZ-Feuilleton eine »Warnung vor dem S-Wort« veröffentlicht und per Gastbeitrag »zur inflationären Verwendung eines Wörtchens« Stellung bezogen: »Nein, liebe Radiosprecher und Moderatorinnen. Es ist nicht S, wenn eine Regisseurin ein Bachmann-Stück mit drei Schauspielerinnen besetzt. Eine Diskussionsrunde über postmoderne Lyrik ist nicht S. Ein neu eingespieltes Oboenkonzert aus dem Barock ist nicht S.«

Super-S wird dagegen Ihr nächster fresher Beitrag im Jahr 2038: Das M-Wort ist ja man auch ganz schön dumm!

Massiv grüßt Sie Titanic

 Weiter so, uruguayischer Künstler Pablo Atchugarry!

Eine angeblich von Ihnen geschaffene Bronzeskulptur im englischen Cambridge soll an Prinz Philip erinnern, der dort von 1977 bis 2011 Kanzler der Universität war. Allerdings wird das Kunstwerk, das im Auftrag eines reichen Bauträgers angefertigt wurde, von vielen als verunglückt empfunden und zieht seit nunmehr zehn Jahren Spott auf sich.

Dass Sie mittlerweile die Urheberschaft leugnen, um Ihr Renommee als Künstler zu schützen, ist zwar verständlich, aber aus unserer Sicht völlig unnötig. Wenn sich das Konzept durchsetzt, lästige Promis, die uns über Jahrzehnte viel Zeit, Geld und Nerven gekostet haben, mit langlebigen Schrott-Monumenten zu schmähen, werden Sie sich vor Aufträgen bald kaum noch retten können. Und das Beste: Weil andere Großkopferte sich mit ihren Eskapaden zurückhalten würden, um nicht von Ihnen verewigt zu werden, sorgten Sie auch noch für Ruhe und gesellschaftlichen Frieden.

Hofft, dass dieser Vorschlag einen Stein ins Rollen bringt: Titanic

 Prophetisch, »Antenne Thüringen«?

Oder wie sollen wir den Song verstehen, den Du direkt nach der von Dir live übertragenen Diskussion zwischen Mario Voigt und Björn Höcke eingespielt hast? Zwar hat der Thüringer CDU-Fraktionschef Höckes Angebot einer Zusammenarbeit nach der Wahl ausgeschlagen. Aber es wettet ja so manche/r darauf, dass die Union je nach Wahlergebnis doch noch machthungrig einknickt. Du jedenfalls lässt im Anschluss den Musiker Cyril mit seinem Remake des Siebziger-Lieds »Stumblin’ in« zu Wort kommen: »Our love is alive / I’ve fallen for you / Whatever you do / Cause, baby, you’ve shown me so many things that I never knew / Whatever it takes / Baby, I’ll do it for you / Whatever you need / Baby, you got it from me.« Wenn das nicht mal eine Hymne auf eine blau-schwarze Koalition ist!

Hätte sich dann doch eher »Highway to Hell« gewünscht: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 In Würde altern

Früher hätte mich der riesige Pickel mitten auf meinem Hals stark gestört. Heute trage ich den wohl niedlichsten ausgeprägten Adamsapfel, den die Welt je gesehen hat, mit großem Stolz ein paar Tage vor mir her.

Ronnie Zumbühl

 Die wahre Strafe

Verhaftet zu werden und in der Folge einen Telefonanruf tätigen zu müssen.

Fabio Kühnemuth

 Finanz-Blues

Wenn ich bei meiner langjährigen Hausbank anrufe, meldet sich immer und ausnahmslos eine Raiffeisenstimme.

Theobald Fuchs

 Mitgehört im Zug

»Prostitution ist das älteste Gewerbe der Welt!« – »Ja, aber das muss es ja nicht bleiben.«

Karl Franz

 100 % Maxx Dad Pow(d)er

Als leidenschaftlicher Kraftsportler wünsche ich mir, dass meine Asche eines Tages in einer dieser riesigen Proteinpulverdosen aufbewahrt wird. Auf dem Kaminsims stehend, soll sie an mich erinnern. Und meinen Nachkommen irgendwann einen köstlichen Shake bieten.

Leo Riegel

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
30.04.2024 Hamburg, Kampnagel Martin Sonneborn mit Sibylle Berg