Ostdeutscher Ernstfall
Universitätsprofessor und Bestsellerautor Dirk Oschmann ("Der Osten, eine westdeutsche Erfindung") ist in Ilmenau (ehemalige DDR, davor Sowjetische Besatzungszone) von einer Bühne gestürzt. Oschmann war anlässlich seiner Lesung aus genanntem Buch in der thüringischen Kleinstadt zu Gast und fiel bei dem Versuch, den Lesetisch zur Seite zu rücken, einen Meter tief. Noch auf dem Weg ins Krankenhaus äußerte er die Vermutung, dass sowohl Bühne als auch Tisch sehr wahrscheinlich westdeutsche Fabrikate seien und ihn sicher keine Schuld treffe. Von der Opferrolle, welche ihm der Westen ständig überstülpe, wolle er nichts wissen. Auf Anfrage konstatierte er: "Ich bin nicht auf den Kopf gefallen, daher erkenne ich die Fallstricke in Ihren Fragen. Aber: Mir geht es den Umständen entsprechend gut. Einen Ossi haut so schnell nichts um, aber das wird Ihr verkommenes Westpropaganda-Blatt vermutlich eh nicht drucken!" Eine harte Formulierung, über welche die Kritiker*innen Oschmanns nur zu gern stolpern werden. Nicht sein erster Ausrutscher: Seit sein Buch auf den Bestsellerlisten immer weiter abrutscht, häufen sich die verbalen Fehltritte. Das Gerücht, er vermute einen Anschlag des BND ("Stasi West", D. Oschmann) hinter dem Vorfall, wollte er weder bestätigen noch dementieren: "Ich sage aus rechtlichen Gründen lieber nichts dazu. Überdies: Sie würden mir das Wort doch sowieso im Mund umdrehen!" Er lege allerdings Wert darauf, dass sein Sturz "kein westdeutsches Narrativ, sondern eine ostdeutsche Tatsache" sei. Diese müsse unbedingt im Westen erzählt werden: "Und das trotz all der Gatekeeper mit West-Biografie. Schon Fallada fragte doch: Kleiner Mann, was nun? Ich sage Ihnen: Ich bleibe standfest und werde die Zeit im Spital nutzen, um die Diskurshoheit über meine eigene Krankengeschichte zu erkämpfen! Es ist nicht alles schlecht - ich werde also nicht allzu lang ausfallen."
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