Kritik des Lachens
Studien zum Kommunikationsverhalten in sozialen Netzwerken zeigen eine deutliche Änderung der Sprachgewohnheiten, mit einer starken Tendenz zur Vereinfachung. Althergebrachte Wörter wie "Lol" sind demnach vom Aussterben bedroht und werden in Kürze aus dem Sprachgebrauch verschwinden. Sprachwissenschaftler sind alarmiert – zu Recht: Denn mit dem Verlust des "Lol" verschwindet nicht nur ein Zeichen aus unserem kulturellen Bewußtsein. Während die heutige Generation ihr Lachen im Internet zunehmend mit "Ha!" (Facebook) oder auch "Hehe!" (v.a. Whatsapp und I-Message) und "HoHo!" (Elitepartner.de, Youporn-Chat etc.) ausdrückt, kommt es zu einer ernstzunehmenden kulturellen Verflachung. Das neumodische "Ha!" und das damit bezeichnete Lachen ist in seiner sprachlichen Qualität nicht zu vergleichen mit dem während der weltweiten Chatterwanderung hin zu ICQ aus dem Angelsächsischen in den deutschen Sprachraum eingeführten "Lol". Während das Lachen mit "Ha!" oder "Hehe!" als primitive Nachahmungen des Lachlauts durch Einsatz sogenannter Lachpartikel zum regressiven, einfachen Abbild eines Ur-Lachens verkommt, dem nicht umsonst ein vorzivilisatorischer Klang anwohnt, sperrt es sich gegen die Freiheiten, die ein "Lol" zu bieten weiß, als sei das Geschriebene unmittelbar das Gelachte. Das "Lol" hingegen geht noch auf die englische Phrase "laughing out loud" zurück und bietet in dieser ihm innewohnenden Offenheit ein der Vielfalt der Menschen nur gerecht werdendes Spektrum vom lauten, heraussprudelnden Lachen, dem Losprusten, bis zum berühmten "vor Lachen abbrechen" oder "sich einen Ast lachen" an. Die Verkürzung und Beschneidung des Lachens aber auf das "Ha!" tut dem Lachen selbst Gewalt an und zerrt in falsche Eindeutigkeit, was behutsam in der Schwebe gehalten werden will.
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