Newsticker

Nur diese Kategorie anzeigen:Gärtners Sonntagsfrühstück Eintrag teilenEintrag per Email versenden Mit Facebook-Freunden teilen Twittern mit Google+ teilen

Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Die dunkle Seite des Mondes

Ich mag hier nicht von „Staatsfernsehen“ schreiben, weil es ja nicht so ist, daß der Staat eine Meinung in Auftrag gäbe. Der Journalist, die Journalistin berichten nach bestem Wissen und Gewissen, und daß die Apparate beides formen, ist eine andere Geschichte.

Die Tagesthemen vom Mittwoch, der Aufmacher ist immer noch G20. Der Filmbericht, des Hamburger Ersten Bürgermeisters Krängen betreffend, hat sich als Aufhänger einen Polizisten gesucht – vermutlich genauer: hat sich von der Pressestelle der Polizei einen Kollegen liefern lassen –, wie er im Polizeibilderbuch steht: groß und freundlich und mit warmer Stimme. Einer, dem wir ein Auto abkaufen würden. Er, hören wir, war „mittendrin“, war „tagelang immer dort eingesetzt, wo es krachte, er hat Angst gespürt, Gewalt erlebt: ,Diese Haßtiraden, die uns entgegengeschrien wurden von einzelnen oder auch von vielen auf diesen Demonstrationszügen. Wir haben gar nicht geschlafen. Wir haben mal geruht, an Schlaf war nicht zu denken an diesem Wochenende.’“ Einsätze wie seiner, so das Off, hätten „teilweise fünfzig Stunden ohne Schlaf“ bedeutet, „aber dann auch Bürger voller Dankbarkeit“; der nette Polizist: „Wir haben Beifall bekommen, haben Dankeszurufe bekommen, und einfach das Lächeln, das Klopfen auf die Schulter von Kollegen, das ist Balsam für die Seele und tut richtig gut.“

Die Polizei, hatten wir eingangs bereits von Caren Miosga gehört, sei am Rande ihrer Kräfte gewesen, und daß zum Streiten meistens zwei gehören, erfahren wir auch im Bericht bloß über Bande, als es um die Rota Flora geht und anrainende Geschäftsleute, die sich, trotz kaputter Fensterscheiben, mit der Flora solidarisiert haben: „In einem Brief prangern sie unverhältnismäßige Gewalt von beiden Seiten an.“ Mehr erfahren wir nicht von der unverhältnismäßigen Gewalt der anderen Seite, es hätte den Bericht mit dem netten Polizisten in der Mitten in formale Schwierigkeiten gebracht, vielleicht sogar Ärger mit der Pressestelle heraufbeschworen.

„Et audiatur altera pars. / Auch die andere Seite werde gehört.“ Rechtsgrundsatz

Der Brief, von dem die Rede ist (falls es nicht noch einen gibt), liegt dem Sonntagsfrühstück vor. In Auszügen: „Uns fällt es in Anbetracht der Wahllosigkeit der Zerstörung schwer, darin die Artikulation einer politischen Überzeugung zu erkennen, noch viel weniger die Idee einer neuen, besseren Welt. (…) Ja, wir haben direkt gesehen, wie Scheiben zerbarsten, Parkautomaten herausgerissen, Bankautomaten zerschlagen, Straßenschilder abgebrochen und das Pflaster aufgerissen wurde. / Wir haben aber auch gesehen, wie viele Tage in Folge völlig unverhältnismäßig bei jeder Kleinigkeit der Wasserwerfer zum Einsatz kam. Wie Menschen von uniformierten und behelmten Beamten ohne Grund geschubst oder auch vom Fahrrad geschlagen wurden. (…) Zum Höhepunkt dieser Auseinandersetzung soll in der Nacht von Freitag und Samstag nun ein ,Schwarzer Block’ in unserem Stadtteil gewütet haben. / Dies können wir aus eigener Beobachtung nicht bestätigen, die außerhalb der direkten Konfrontation mit der Polizei nun von der Presse beklagten Schäden sind nur zu einem kleinen Teil auf diese Menschen zurückzuführen. (…) Wir leben und arbeiten hier, bekommen seit vielen Wochen mit, wie das ,Schaufenster moderner Polizeiarbeit’ ein Klima der Ohnmacht, Angst und daraus resultierender Wut erzeugt. / Daß diese nachvollziehbare Wut sich am Wochenende nun wahllos, blind und stumpf auf diese Art und Weise artikulierte, bedauern wir sehr. (…) Dennoch sehen wir den Ursprung dieser Wut in der verfehlten Politik des Rot-Grünen Senats, der (...) einer hochmilitarisierten Polizei das komplette Management dieses Großereignisses auf allen Ebenen überlassen hat. (…) Wenn Olaf Scholz jetzt von einer inakzeptablen ,Verrohung’, der wir ,uns alle entgegenstellen müssen’, spricht, können wir dem nur beipflichten. / Daß die Verrohung aber auch die Konsequenz einer Gesellschaft ist, in der jeglicher abweichende politische Ausdruck pauschal kriminalisiert und mit Sondergesetzen und militarisierten Einheiten polizeilich bekämpft wird, darf dabei nicht unberücksichtigt bleiben. (…) Wir hatten als Anwohner mehr Angst vor den mit Maschinengewehren auf unsere Nachbarn zielenden bewaffneten Spezialeinheiten als vor den alkoholisierten Halbstarken, die sich gestern hier ausgetobt haben. / Die sind dumm, lästig und schlagen hier Scheiben ein, erschießen dich aber im Zweifelsfall nicht.“

Das müssen wir den Tagesthemen freilich nachsehen, daß sie nicht über meine Möglichkeiten verfügen, beide Seiten ins Licht zu rücken, und irgendwer muß ja schließlich die Sache der Polizei vertreten. Daß die vierte Gewalt es mit der dritten hält, bringt jedenfalls mich nicht um den Schlaf.

Mein Schlafbedürfnis ist allerdings legendär.




Eintrag versenden Newstickereintrag versenden…
Felder mit einem * müssen ausgefüllt werden.

optionale Mitteilung an den Empfänger:

E-Mail-Adresse des Absenders*:

E-Mail-Adresse des Empfängers*
(mehrere Adressen durch Semikolon trennen, max. 10):

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Wieso so eilig, Achim Frenz?

Wieso so eilig, Achim Frenz?

Kaum hast Du das Zepter im Kampf um die Weltherrschaft der Komischen Kunst auf Erden in jüngere Hände gelegt, da schwingst Du Dich nach so kurzer Zeit schon wieder auf, um in den höchsten Sphären für Deine Caricatura zu streiten.

Mögest Du Dir auch im Jenseits Dein beharrliches Herausgeber-Grummeln bewahren, wünscht Dir zum Abschied Deine Titanic

 Wow, Instagram-Kanal der »ZDF«-Mediathek!

In Deinem gepfefferten Beitrag »5 spicy Fakten über Kim Kardashian« erfahren wir zum Beispiel: »Die 43-Jährige verdient Schätzungen zufolge: Pro Tag über 190 300 US-Dollar« oder »Die 40-Jährige trinkt kaum Alkohol und nimmt keine Drogen«.

Weitergelesen haben wir dann nicht mehr, da wir uns die restlichen Beiträge selbst ausmalen wollten: »Die 35-Jährige wohnt nicht zur Miete, sondern besitzt ein Eigenheim«, »Die 20-Jährige verzichtet bewusst auf Gluten, Laktose und Pfälzer Saumagen« und »Die 3-Jährige nimmt Schätzungen zufolge gerne das Hollandrad, um von der Gartenterrasse zum Poolhaus zu gelangen«.

Stimmt so?

Fragen Dich Deine Low-Society-Reporter/innen von Titanic

 Waidmannsheil, »Spiegel«!

»Europas verzweifelte Jagd nach Munition«, titeltest Du, und doch könnte es deutlich schlimmer sein. Jagd auf Munition – das wäre, so ganz ohne diese Munition, deutlich schwieriger!

Nimmt Dich gerne aufs Korn: Titanic

 Genau einen Tag, Husqvarna Group (Stockholm),

nachdem das ungarische Parlament dem Nato-Beitritt Schwedens zugestimmt hatte, mussten wir was auf heise.de lesen? Dass auf Deinen Rasenmähern der »Forest & Garden Division« nach einem Software-Update nun der alte Egoshooter »Doom« gespielt werden kann!

Anders gesagt: Deine Divisionen marodieren ab sofort nicht nur lautstark mit Rasenmähern, Traktoren, Motorsägen, Motorsensen, Trennschleifern, Rasentrimmern, Laubbläsern und Vertikutierern durch unsere Gärten, sondern zusätzlich mit Sturmgewehren, Raketenwerfern und Granaten.

Falls das eine Demonstration der Stärke des neuen Bündnispartners sein soll, na schön. Aber bitte liefere schnell ein weiteres Software-Update mit einer funktionierenden Freund-Feind-Erkennung nach!

Hisst die weiße Fahne: Titanic

 Also wirklich, »Spiegel«!

Bei kleinen Rechtschreibfehlern drücken wir ja ein Auge zu, aber wenn Du schreibst: »Der selbst ernannte Anarchokapitalist Javier Milei übt eine seltsame Faszination auf deutsche Liberale aus. Dabei macht der Rechtspopulist keinen Hehl daraus, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, obwohl es korrekt heißen müsste: »Weil der Rechtspopulist keinen Hehl daraus macht, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, müssen wir es doch anmerken.

Fasziniert von so viel Naivität gegenüber deutschen Liberalen zeigt sich

Deine Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Wenn beim Delegieren

schon wieder was schiefgeht, bin ich mit meinen Lakaien am Ende.

Fabio Kühnemuth

 Einmal und nie wieder

Kugelfisch wurde falsch zubereitet. Das war definitiv meine letzte Bestellung.

Fabian Lichter

 Überraschung

Avocados sind auch nur Ü-Eier für Erwachsene.

Loreen Bauer

 Teigiger Selfcaretipp

Wenn du etwas wirklich liebst, lass es gehen. Zum Beispiel dich selbst.

Sebastian Maschuw

 Treffer, versenkt

Neulich Jugendliche in der U-Bahn belauscht, Diskussion und gegenseitiges Überbieten in der Frage, wer von ihnen einen gemeinsamen Kumpel am längsten kennt, Siegerin: etwa 15jähriges Mädchen, Zitat: »Ey, ich kenn den schon, seit ich mir in die Hosen scheiße!«

Julia Mateus

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 27.03.:

    Bernd Eilert denkt in der FAZ über Satire gestern und heute nach.

Titanic unterwegs
28.03.2024 Nürnberg, Tafelhalle Max Goldt
31.03.2024 Göttingen, Rathaus Greser & Lenz: »Evolution? Karikaturen …«
04.04.2024 Bremen, Buchladen Ostertor Miriam Wurster
06.04.2024 Lübeck, Kammerspiele Max Goldt