Aus Eugen Egners Püppchenstudio
Vielleicht leben deine Eltern in einem anderen Stadtteil weiter (VI)
Albert war lange nicht mehr auf dieser Seite der Brücke gewesen, heute kam es ihm vor, als beträte er eine Geisterstadt. Es war kein Mensch zu sehen und zu hören, nirgendwo brannte Licht. In Alberts Jugend hatte der Stadtteil einen deutlich besseren Eindruck gemacht. Zwar war alles von konservativer Borniertheit dominiert gewesen, immerhin aber mit einer funktionierenden Sozial- und Infrastruktur gesegnet. Inzwischen lebten die alten Einwohner nicht mehr, die wirtschaftlichen Regeln waren ausgewechselt worden, und Verwahrlosung prägte das trostlose Bild. Überall lag Müll und Hundekot herum, die meisten Einzelhandelsläden standen leer, kaum eine der bröckelnden Mauern war nicht vollgeschmiert. Vor zehn Jahren wären die Wohn- und Geschäftsgebäude aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert noch zu retten gewesen, jetzt erkannte sogar der Laie die Aussichtslosigkeit jeglicher Sanierungsbemühung. Es schien tatsächlich, als wäre das ganze Viertel geräumt worden, weil es demnächst abgerissen werden sollte.
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