Humorkritik | März 2024
März 2024
»Lachen kann etwas sehr Machtvolles sein, denn manchmal ist das im Leben die einzige Waffe, die wir haben.«
Roger Rabbit
Ein Auto aus dem All
»Linoleum«, seit dem 15. Februar in den deutschsprachigen Kinos, ist ziemlich lustig. Die Geschichte ist es, die Figuren sind es alle auf ihre Weise, viele Szenen sind es. Nur ganz am Ende, in der Auflösung der zuvor gezeigten rätselhaften Vorgänge, verrutscht das Ganze etwas zu sehr ins Melodramatische. Bis dahin aber marschiert ein sympathischer Endvierziger namens Cameron Edwin (Comedian Jim Gaffigan, dessen bei Youtube verfügbare Stand-up-Darbietungen ebenfalls zu loben sind) stracks von einer in die nächste Pleite, privat wie beruflich, während um ihn herum Gegenstände aus dem Weltraum herunterfallen, namentlich ein Auto und eine Raumkapsel. Cameron ist Familienvater und Host einer Kinderfernsehreihe, in der er physikalische Phänomene erklärt, allerdings werden seine Beiträge zu unmöglichen Zeiten versendet und schließlich soll er als Wissenschaftsonkel ganz abgelöst werden. Und zwar von dem deutlich jüngeren, aber Cameron verdächtig ähnlich sehenden Kent Armstrong (ebenfalls Jim Gaffigan), mit dem er auch bereits Bekanntschaft gemacht hat: Er saß im heruntergekrachten Auto. Allerdings will sich dieser Kent auf Camerons Nachfrage an nichts dergleichen erinnern und zieht vielmehr kerngesund mit seinem Teenie-Sohn in ein leerstehendes Haus gegenüber. Als nächstes landet die erwähnte Raumkapsel im Hinterhof der Edwins, und Cameron beginnt, deren Einzelteile wieder zusammenzusetzen, denn er will eine eigene Rakete bauen und sich seinen Kindheitstraum, Astronaut zu werden, doch noch erfüllen.
Wie in einem Märchen tauchen hier Menschen und Dinge auf, Handlungsstränge sind kaum oder kaum plausibel miteinander verbunden, es wimmelt von Ungereimtheiten. Diesem Erzähldurcheinander setzt der Film eine überaus realistische Darstellung der Figuren und des familiären Kleinbürgeralltags entgegen: Zwischen pubertierender Tochter, Kleinkindsohn und anstehender Scheidung (Camerons Frau will sich trennen) ist nämlich eigentlich null Platz für irre Weltraum-Storys. Mehr als ein dahingemurmeltes »Ja, verrückte Geschichte« bekommt der Ehegatte denn auch nicht zur Antwort, als er am Esstisch vom heruntergeplumpsten Auto erzählt, während sich die Teenager-Tochter vor allem für des Vaters Doppelgänger interessiert, diese »jüngere, bessere Version von mir«. Der kleine Sohn indes ist in seiner Gameboy-Welt und altersentsprechend wenig überrascht über die außerirdischen Vorkommnisse. Wie sich das alles zusammenreimt, kann wegen Spoilergefahr nicht verraten werden. Aber noch läuft der Film ja.