Humorkritik | August 2022
August 2022
»Die höchste Lebensspanne des Menschen beträgt hundert Jahre, die mittlere Lebensspanne beträgt achtzig Jahre, die geringe Lebensspanne beträgt sechzig Jahre; abgesehen von Zeiten, in denen man an Krankheiten leidet, um Todesfälle trauert oder sich um Gefahren sorgt, bleiben höchstens vier oder fünf Tage im Monat, an denen man den Mund öffnet und lacht – das ist alles.«
Zhuangzi

Alberner Papan
Im Wilhelm-Busch-Museum zu Hannover werden noch bis zum 31. Oktober zwei Werkschauen parallel gezeigt: »Die große Ausstellung« mit Illustrationen von Tatjana Hauptmann – und Karikaturen von Manfred von Papen, besser bekannt als »Papan« und meist als »Stern-Zeichner« vorgestellt, unter dem Titel »Männer sind blöd!«. Aufgrund der mittlerweile üblichen Verschiebungen wurden beide Ausstellungen am selben Abend eröffnet.
Tatjana Hauptmann war nicht anwesend, Papan schon. Im Gespräch mit einem lokalen Journalisten zeigte er sich so schlagfertig, dass ich mich nach kurzer Zeit am liebsten unter seinen Witzen weggeduckt hätte. Vor allem kokettierte Papan damit, dass er ja eigentlich gar nicht zeichnen könne. Ganz falsch ist das nicht – seine Bilder beweisen es. Meist rückt er seine steifen Figuren ins Profil, um ihnen wenigstens durch eine lange Nase eine gewisse Gesichtsähnlichkeit zu verleihen. Ähnlich zwanghaft wie der Auftritt des 79jährigen wirken seine Pointen: Papan lässt nichts aus, neben gelungenen Scherzen finden sich gut abgehangene Kalauer wie »Papans Miezhaus«. Um einen anderen Buchtitel zu zitieren: »Da hört der Spaß auf«.
Tatjana Hauptmanns märchenhafte Bilder fallen eigentlich nicht in mein Fach, trotzdem sind sie interessant, zumindest vergleichsweise, da wirklich jedes einzelne demonstriert, was den Unterschied ausmacht zwischen Menschen, die zum Zeichnen geboren wurden, und solchen, denen der Zeichengott nicht ganz so gnädig war. Daran, dass Papan bei der Verteilung dieser Gaben überlaut »Hier!« gekräht hat, lag’s vermutlich nicht.