Humorkritik | Juli 2021
Juli 2021
»Es ist verblüffend, wenn man bedenkt, wie leicht es ist, sich gegenseitig mit Heiterkeit anzustecken, und wie trist und krank doch dagegen die Welt ist.«
Fabio Stassi
Das Bild von Loriot
Wir Älteren mögen glauben, alles von Loriot, bürgerlich Vicco von Bülow (1923–2011), zu kennen und alles, wenigstens das meiste, über ihn zu wissen, zu schweigen von Sketchen, die wir sogar einmal zu oft gesehen haben, etwa »Zimmerverwüstung« (»Das Bild hängt schief!«); bei welchem Klassiker es aber nicht einfach um die Illustration des alten Kafka-Wortes geht, verbessern wollen heiße verschlimmern, oder um Scheitern als im Handeln schlechthin Angelegtes. Sondern um »eine modernisierungskritische Haltung …, die an den Effekten von Distinktionsverlust und sozialer Differenzierung Anstoß nimmt … Auf der Oberflächenebene handelt der Sketch von der Zerstörung der Ordnung. Aber in den Tiefenschichten porträtiert er ein elitär-bildungsbürgerliches Milieu, das seines Fundamentes an Bildung und Kultiviertheit verlustig gegangen ist.« Und bevor ich jetzt höre: Ach was!, lese man lieber den (trotz Akademismen wie »Oberflächenebene«) erhellenden Aufsatz von Eckhard Pabst im frisch erschienenen »Text+Kritik«-Band »Loriot«. Und die anderen Beiträge nach Gusto auch. Weil auch wir Älteren nicht alles wissen; auch wenn wir noch wissen, wer Loriot war.