Humorkritik | November 2020
November 2020
Sich umbringen heißt ja auch, sich ernst nehmen – und das kann ich nicht.
Herbert Feuerstein (1937 – 2020)

Tumor-Humor
Unter der Überschrift »Krebs als Komödie« weist mich die »Süddeutsche Zeitung« auf einen Sechsteiler des ZDF hin: »Fritzie … ist eine ausgesprochen coole Lehrerin und eine coole Mutter. Mit ihrem Mann hat sie reichlich Sex, ihre Schüler ermutigt sie zur Rebellion. Die 15jährige Klima-Aktivistin, in die sich ihr Sohn … verliebt, findet sie sogar ›voll cool‹. Klar, dass sich so eine nicht von der Krankheit zum Opfer machen lässt. Fritzie zieht im Schwimmbad ihre Bahnen, flirtet mit dem Bademeister und überredet ihren Mann … zum Sex, um ihm die schlechten Nachrichten«, die vom Brustkrebs, »erst später überbringen zu müssen. Die Drehbuchautorinnen Kerstin Höckel, Christiane Bubner und Katja Grübel nähern sich dem Thema Krebs also mit Humor«, und ich musste tatsächlich lachen, wenn auch nur und unfairerweise über das »Katja Grübel«. Denn unvergrübelter und humorfreier als dieses Arrangement aus Berlin, Sex, cool, Krebs, Flirt, Rebellion, Klima, Pubertät und noch mal Sex scheint es mir kaum zu gehen, von der rücksichtslos eingesetzten Quatschmusik, die mich nach fünf Minuten aus der ersten Folge warf, weil jene wie ein Schild mit der Aufschrift »Achtung, Ramsch!« wirkte, nicht zu schweigen. »Eine Primetime-Aufklärungs- und Bewältigungsserie für die ganze Familie« (SZ); aber Opa, wenn’s recht ist, geht ins Schwimmbad, flirten.