Humorkritik | Juni 2017

Juni 2017

Über einen Witz lachen, den man gar nicht lustig findet, ist wie einen Orgasmus zu simulieren, aber ungleich riskanter. Denn das falsche Lachen hat meist zur Folge, daß gleich noch einer nachgeschoben wird.
Martin Knepper, Facebook

Lieblingsplagiat

Einem dreisten Plagiat ist Leser S. aus G. auf die Schliche gekommen. Die berühmte Szene aus dem Monty-Python-Film »Die Ritter der Kokosnuß«, in welcher dem Schwarzen Ritter erst der linke, dann der rechte Arm, sodann das rechte und schließlich das linke Bein im Zweikampf abgeschlagen werden, was der solchermaßen Versehrte bekanntlich lapidar hinnimmt (»Das ist nur ein Kratzer!«; »Es geht weiter«; »Also gut, einigen wir uns auf Unentschieden!«), parodiert bzw. plagiiert laut S. ein Ereignis, welches sich tatsächlich zugetragen und in die Literatur Eingang gefunden hat (nachzulesen in Reimar F. Lachers Buch »›Friedrich, unser Held‹ – Gleim und sein König«, Wallstein). In einem Brief vom 26.9.1759 an Johann Wilhelm Ludwig Gleim schildert Samuel Gottlieb Nicolai, wie sich der Dichter Ewald Christian von Kleist in der Schlacht bei Kunersdorf im Siebenjährigen Krieg Verletzungen zuzog, an deren Folgen er schließlich starb:

»Er half 3 Batterien erobren; und ward an der rechten Hand verwundet. Er hielt den Degen in der linken Hand; Er ward in den linken Arm geschoßen und da Er den Degen nicht mehr halten konte faßte er ihn mit dem Daum und zwei lezten Fingern der rechten Hand … Er rief die Fahnen zu sich. Sie kamen, Er faßte einen Fahnenjunker an, der schon 3 Fahnen trug und will weiter. Das Bataillon folgte. Ohngefehr 30 Schritte von einer neuen Batterie zerschmettern ihm zwischen 4 und 5 Uhr 3 Cartetschen Kugeln das rechte Bein. Er fiel vom Pferde, versuchte, zweimahl vergeblich wieder aufzusteigen, und blieb in Ohnmacht liegen … Ein Feldscheer kam, band den Schnupftuch um das Bein, goß etwas Spiritus auf die Wunde, und ward durch einen Schuß in den Kopf am fernern Verbinden gehindert.«

Ich schieße, pardon: schließe mich S. an: Die Parallelen sind in der Tat nicht zu übersehen. Ob das Plagiat allerdings justitiabel ist, ob die britischen Komiker mit Konsequenzen zu rechnen haben, und wenn ja, mit welchen – Arm ab, Bein ab? –, dies mögen Leser beurteilen, die in Rechtsdingen beschlagener sind als der alte Mentz.

  

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Clever, »Brigitte«!

Du lockst mit der Überschrift »Fünf typische Probleme intelligenter Menschen«, und wir sind blöd genug, um draufzuklicken. Wir lernen, dass klug ist: wer mehr denkt, als er spricht, wer sich ungeschickt im Smalltalk anstellt, wer sich im Job schnell langweilt, wer sich mit Entscheidungen schwertut, wer bei Streit den Kürzeren zieht und wer ständig von Selbstzweifeln geplagt wird.

Frustriert stellen wir fest, dass eigentlich nichts von alledem auf uns zutrifft. Und als die Schwachköpfe, die wir nun einmal sind, trauen wir uns fast gar nicht, Dich, liebe Brigitte, zu fragen: Waren das jetzt nicht insgesamt sechs Probleme?

Ungezählte Grüße von Deiner Titanic

 Du, »Hörzu Wissen«,

weißt, wie Werbung geht! Mit »Die Sucht zu töten« machtest Du so richtig Lust auf Deine aktuelle Ausgabe, um erläuternd nachzulegen: »Bestialisch, sadistisch, rätselhaft: Was Menschen zu mordenden Monstern macht – acht Täter und die Geschichten ihrer grausamen Verbrechen.«

Wer kann sich da der Faszination der »dunklen Welt der Serienkiller« noch entziehen? Aber am Ende, liebe Hörzu Wissen, ist in diesem Zusammenhang doch die Implikation Deines Slogans »Hörzu Wissen – das Magazin, das schlauer macht!« das Allergruseligste!

Da erschauert sogar

Die True-Crime-resistente Redaktion der Titanic

 Bild.de!

»Springer hatte im Januar bundesweit für Entsetzen gesorgt«, zwischentiteltest Du mit einem Mal überraschend selbstreferenziell. Und schriebst weiter: »Nach der Enthüllung des Potsdamer ›Remigrations‹-Treffens von AfD-Politikern und Rechtsextremisten postete Springer: ›Wir werden Ausländer zurückführen. Millionenfach. Das ist kein Geheimnis. Das ist ein Versprechen.‹« Und: »In Jüterbog wetterte Springer jetzt gegen ›dahergelaufene Messermänner‹ und ›Geld für Radwege in Peru‹«.

Dass es in dem Artikel gar nicht um Dich bzw. den hinter Dir stehenden Arschverlag geht, sondern lediglich der Brandenburger AfD-Vorsitzende René Springer zitiert wird, fällt da kaum auf!

Zumindest nicht Titanic

 Vielen Dank, Claudia Schiffer!

Vielen Dank, Claudia Schiffer!

Die Bunte zitiert Sie mit der Aussage: »Um zu überleben, muss man gesund sein, und wenn man am gesündesten ist, sieht man einfach auch am jüngsten aus!« Gut, dass Sie diese Erkenntnis an uns weitergeben!

Geht jetzt zur Sicherheit bei jeder neuen Falte, Cellulitedelle und grauen Strähne zum Arzt:

Ihre greise Redaktion der Titanic

 Ah, »Galileo«!

Über die Arbeit von Türsteher/innen berichtest Du: »Viele Frauen arbeiten sogar als Türsteherinnen«. Wir setzen noch einen drauf und behaupten: In dieser Branche sogar alle!

Schmeißen diese Erkenntnis einfach mal raus:

Deine Pointen-Bouncer von Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Frage an die Brutschmarotzer-Ornithologie

Gibt es Kuckucke, die derart hinterhältig sind, dass sie ihre Eier anderen Kuckucken unterjubeln, damit die dann fremde Eier in fremde Nester legen?

Jürgen Miedl

 Gebt ihnen einen Lebenszyklus!

Künstliche Pflanzen täuschen mir immer gekonnter Natürlichkeit vor. Was ihnen da aber noch fehlt, ist die Fähigkeit zu verwelken. Mein Vorschlag: Plastikpflanzen in verschiedenen Welkstadien, damit man sich das Naserümpfen der Gäste erspart und weiterhin nur dafür belächelt wird, dass man alle seine Zöglinge sterben lässt.

Michael Höfler

 Gute Nachricht:

Letzte Woche in der Therapie einen riesigen Durchbruch gehabt. Schlechte Nachricht: Blinddarm.

Laura Brinkmann

 Im Institut für Virologie

Jeder Gang macht krank.

Daniel Sibbe

 Citation needed

Neulich musste ich im Traum etwas bei Wikipedia nachschlagen. So ähnlich, wie unter »Trivia« oft Pub-Quiz-Wissen gesammelt wird, gab es da auf jeder Seite einen Abschnitt namens »Calia«, voll mit albernen und offensichtlich ausgedachten Zusatzinformationen. Dank Traum-Latinum wusste ich sofort: Na klar, »Calia« kommt von »Kohl«, das sind alles Verkohl-Facts! Ich wunderte mich noch, wo so ein Quatsch nun wieder herkommt, wusste beim Aufwachen aber gleich, unter welcher Kategorie ich das alles ins Traumtagebuch schreiben konnte.

Alexander Grupe

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
05.05.2024 Bonn, Rheinbühne Thomas Gsella
05.05.2024 Magdeburg, Factory Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
06.05.2024 Hannover, Pavillon Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
06.05.2024 Hamburg, Centralkomitee Ella Carina Werner