Humorkritik | März 2016

März 2016

»Das Lachen ist der Regenbogen, / der dunklem Grund des Sturmes entsteigt.«
Anastasius Grün

Hail den Coens!

Die Filmkomödien der Brüder Ethan und Joel Coen sind von ihren Thrillern und Melodramen manchmal schwer zu unterscheiden: Komische Szenen finden sich in jedem ihrer Filme; schon die vielen Anspielungen auf andere Filme sorgen für ein parodistisches Element. Ihre Stilsicherheit bewahrt sie dabei vor einer streberhaften Beliebigkeit, der zum Beispiel Quentin Tarantino nicht immer entgangen ist und die mir auch bei deutschen Regisseuren bisweilen auf die Nerven geht.

Richtig mißlungen ist den beiden bisher nur ihr Remake der »Ladykillers« – was locker aufgewogen wird von einer Reihe von Meisterwerken, deren größtes »The Big Lebowski« ist. Unterschätzt werden zudem jüngere Produktionen wie die vergleichsweise persönliche Abrechnung mit dem heimatlichen Milieu (»A Serious Man«, 2009) und die liebevolle Rekonstruktion der frühen Sechzigerjahre im New Yorker Greenwich Village (»Inside Llewyn Davis«, 2013). Beides sind, für amerikanische Verhältnisse, Low-Budget-Produktionen, in denen beinah nur unbekannte Gesichter auftauchen.

Ich erinnere daran nur, weil man den jüngsten Coen-Film »Hail, Caesar!« unter zwei Gesichtspunkten betrachten kann. Zum einen ist es nicht ihr bester: Der Plot – 27 Stunden aus dem Leben eines Studiobosses im Hollywood der mittleren fünfziger Jahre – bietet so viele komische Möglichkeiten, daß ich den Eindruck hatte, bei der einen oder anderen habe die Brüder die Lust verlassen, sie voll auszureizen. Auch das Überangebot an Stars von Clooney bis Swinton und die Notwendigkeit, jedem mindestens eine Glanzszene zu gönnen, mag sie veranlaßt haben, die Geschichte so undeutlich zu erzählen, daß ich anfangs Schwierigkeiten hatte, mich darauf einzulassen. Herausgekommen ist eine geschmackvolle Nummernrevue, deren Dramaturgie nicht immer einleuchtet. Dafür aber leuchtet der ganze Film – und zwar wie eine Augenweide im Morgentau: viel zu schön, um wahr zu sein oder sich auch nur darum zu bemühen.

Andererseits sind viele dieser nostalgischen Nummern – es sind eigentlich keine Parodien auf die alten Hollywoodgenres, es sind vielmehr Huldigungen – so gelungen, daß ich dafür jeden Knick im Spannungsbogen gern in Kauf genommen habe. Und gemessen an dem, was in Amerika sonst derzeit produziert wird – die Trailer für 2016 geben einen entsetzlichen Eindruck –, ist »Hail, Caesar!« am Ende eben doch ein reines Vergnügen.

  

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Rrrrr, Jesus von Nazareth!

Rrrrr, Jesus von Nazareth!

Im andalusischen Sevilla hast Du eine Kontroverse ausgelöst, der Grund: Auf dem Plakat für das Spektakel »Semana Santa« (Karwoche) habest Du zu freizügig ausgesehen, zu erotisch, ja zu hot!

Tja, und wie wir das besagte Motiv anschauen, verschlägt es uns glatt die Sprache. Dieser sehnsüchtige Blick, der kaum bedeckte anmutige Körper! Da können wir nur flehentlich bitten: Jesus, führe uns nicht in Versuchung!

Deine Dir nur schwer widerstehenden Ungläubigen von der Titanic

 Hoppla, Berliner Gefängnischefs!

Drei von Euch haben laut Tagesspiegel wegen eines Fehlers der schwarz-roten Regierungskoalition statt einer Gehaltserhöhung weniger Geld bekommen. Aber der Ausbruch von Geldnöten soll durch einen Nachtragshaushalt verhindert werden. Da ja die Freundschaft bekanntlich beim Geld endet: Habt Ihr drei beim Blick auf Eure Kontoauszüge mal kurz über eine Ersatzfreiheitsstrafe für die nachgedacht, die das verbrochen haben?

Wollte diese Idee nur mal in den Raum stellen: Titanic

 Helen Fares, c/o »SWR« (bitte nachsenden)!

Sie waren Moderatorin des Digital-Formats MixTalk und sind es nun nicht mehr, nachdem Sie ein launiges kleines Video veröffentlicht haben, in dem Sie zum Boykott israelischer Produkte aufriefen, mit Hilfe einer eigens dafür programmierten App, die zielsicher anzeigt, wo es in deutschen Supermärkten noch immer verjudet zugeht (Eigenwerbung: »Hier kannst Du sehen, ob das Produkt in Deiner Hand das Töten von Kindern in Palästina unterstützt oder nicht«).

Nach Ihrem Rauswurf verteidigten Sie sich in einem weiteren Video auf Instagram: »Wir sind nicht antisemitisch, weil wir es boykottieren, Produkte von Unternehmen zu kaufen, die Israel unterstützen. Ein Land, das sich vor dem Internationalen Gerichtshof wegen Genozid verantworten muss, weil es Zehntausende von Menschen abgeschlachtet hat.« Da sich aber auch Deutschland vor dem Internationalen Gerichtshof wegen Beihilfe zum Genozid verantworten muss, war Ihre Kündigung beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk ja ohnehin einvernehmlich, oder?

Kann es sich nicht anders vorstellen: Titanic

 Könnte es sein, »ARD-Deutschlandtrend«,

dass Dein Umfrageergebnis »Mehrheit sieht den Frieden in Europa bedroht« damit zusammenhängt, dass seit über zwei Jahren ein Krieg in Europa stattfindet?

Nur so eine Vermutung von Titanic

 Chillax, Friedrich Merz!

Sie sind Gegner der Cannabislegalisierung, insbesondere sorgen Sie sich um den Kinder- und Jugendschutz. Dennoch gaben Sie zu Protokoll, Sie hätten »einmal während der Schulzeit mal einen Zug dran getan«.

Das sollte Ihnen zu denken geben. Nicht wegen etwaiger Spätfolgen, sondern: Wenn ein Erzkonservativer aus dem Sauerland, der fürs Kiffen die Formulierung »einen Zug dran tun« wählt, schon in der Schulzeit – und trotz sehr wahrscheinlichem Mangel an coolen Freund/innen – an Gras kam, muss dann nicht so ziemlich jedes andere System besseren Jugendschutz garantieren?

Sinniert

Ihre Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Im Institut für Virologie

Jeder Gang macht krank.

Daniel Sibbe

 Empfehlung für die Generation Burnout

Als eine günstige Methode für Stressabbau kann der Erwerb einer Katzentoilette – auch ohne zugehöriges Tier – mit Streu und Siebschaufel den Betroffenen Abhilfe verschaffen: Durch tägliches Kämmen der Streu beginnt nach wenigen Tagen der entspannende Eintritt des Kat-Zengarteneffekts.

Paulaner

 Back to Metal

Wer billig kauft, kauft dreimal: Gerade ist mir beim zweiten Sparschäler innerhalb von 14 Tagen die bewegliche Klinge aus ihrer Plastikaufhängung gebrochen. Wer Sparschäler aus Kunststoff kauft, spart also am falschen Ende, nämlich am oberen!

Mark-Stefan Tietze

 Gute Nachricht:

Letzte Woche in der Therapie einen riesigen Durchbruch gehabt. Schlechte Nachricht: Blinddarm.

Laura Brinkmann

 Altersspezifisch

Ich gehöre noch zu einer Generation, deren Sätze zu häufig mit »Ich gehöre noch zu einer Generation« anfangen.

Andreas Maier

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
30.04.2024 Hamburg, Kampnagel Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
30.04.2024 Hannover, TAK Ella Carina Werner