Humorkritik | Juli 2016
Juli 2016
»Humor ist ein guter Stoßdämpfer, wenn es im Leben kracht.«
Phil Bosmans SMM
Nullnummer
Überhaupt nicht erschlossen hat sich mir das Sammelbändchen »Deutsche Nullen« von Oliver Jungen und Wiebke Porombka (C.H. Beck). Darin haben sich die FAZ-Feuilletonisten siebzehn angebliche »Meister des Scheiterns« aus den vergangenen anderthalb Jahrhunderten ausgesucht, um diese aber weder wie im Klappentext angekündigt als »Lichtgestalten« zu lobpreisen noch nach Strich und Faden zu schmähen. Vielmehr erwarteten mich witzelnd-anekdötelnde Portraits vermeintlicher »Nieten«, deren Auswahl dabei so einseitig (keine einzige Frau, dafür aber auch Österreicher) wie willkürlich ist: In welcher Nulligkeit etwa ähneln sich Kaiser Wilhelm II. und Egon Krenz? Darin, daß beide den Untergang eines Systems erleben mußten, in welchem sie bis dahin aber recht erfolgreich gewirkt hatten? Je nun.
Der Unentschlossenheit des Büchleins, mit der zum Beispiel einerseits der bei der Elite des Dritten Reichs durchgefallene Joachim von Ribbentrop verlacht, andererseits das Anbiedern des angeblich »bedeutungslosen« Konrad Zuse bei den Nazis bekrittelt wird, schaden die milden Anfälle von Ironie zudem mehr als daß sie nützen (»der traumhaft bescheidene König Ludwig II.«, ja, schon recht). Vergnüglich wird es immerhin, wenn weniger bekannte Sonderlinge wie der Freikörperkultist Richard Ungewitter oder der Größenwahn-Architekt Herman Sörgel vorgestellt werden. Und auf dem Umschlag hat’s eine Zeichnung von Greser & Lenz.