Humorkritik | September 2015
September 2015
»Dies ist mein wichtigstes Wort an euch: Freude! Seid keine traurigen Menschen.«
Jorge Mario Bergoglio
Und nun zur Werbung
An Frau Lindingers Einspruch wäre aber mindestens soviel wahr, daß es für die Verbreitung des Minderkomplex-Konsumfreundlichen ja bereits Kulturangestellte gibt – wie die Kollegin Maidt-Zinke (SZ), die nun bereits zum wiederholten Mal (vgl. TITANIC 11/2012) dem Publikumsurteil entgegenschreibt: »Kraß komisch« sei Tim Parks’ bei Kunstmann neu aufgelegte »komödiantische Krimitrilogie« um den talentierten Morris Duckworth, einen Wiedergänger von Patricia Highsmiths Mr. Ripley, und sie werde »ganze Scharen von Lesern glücklich machen«.
Und zwar weniger, weil sie im Ernst »kraß komisch« wäre. Das ist sie, wenn Sie mich fragen, nämlich gar nicht, allenfalls überdreht, und da merke ich die Absicht und bin verstimmt. Aber wenn Scharen von Lesern komische Krimis lieben, dann will sich Literaturkritik nicht vorwerfen lassen, den Schuß nicht gehört zu haben, und formuliert ihr Urteil jenem Mainstream gemäß, den zu beargwöhnen sie doch eigentlich da ist. Falls wir denn annehmen wollen, unsere Profis teilten diesen Geschmack nicht bereits in einer Weise, die servicejournalistische Sätze ermöglicht, wie sie in einer Literaturkritik, wenn Sie mich noch mal fragen, garantiert nichts verloren haben: Denn daß Literatur, wie Schokolade, ein Honig-Mandel-Schaumbad oder die Vollgasfahrt im Porsche Turbo, »glücklich« mache, das glauben nur Werbefritzen. Und -fritzinnen.