Humorkritik | Juni 2015
Juni 2015
»Ich kann euch auf der Stelle jede Menge Briten ohne einen Funken Humor zeigen.«
Eddie Izzard

Schulz/Wallace
Wer wissen will, was Kreuzfahrten ausmacht, indes keine unternehmen mag, der kann freilich immer auf David Foster Wallaces Klassiker »Schrecklich amüsant – aber in Zukunft ohne mich« zurückgreifen; oder aber das frische Opus von Frank Schulz (»Onno Viets und das Schiff der baumelnden Seelen«, Galiani) erwerben, um gleichzeitig noch ganz andere Verwandtschaften zu entdecken: Denn nicht nur ist der Nachfolger von »Onno Viets und der Irre vom Kiez« ein gewohnt unendlicher Lektürespaß, sondern gemahnt auch in seiner marianengrabenhaften semantischen Tiefe an die pazifische semantische Breite von Wallaces Großwerk »Infinite Jest«, will sagen: kennt das Wörterbuch der deutschen Sprache so innig und auswendig wie der Kollege die Encyclopedia Britannica. Und ist allerdings in der fiktionalen, um zwei Schulzsche Paradefiguren kreisenden Detailzeichnung einer Vergnügungsdampferfahrt mit Herzensproblematik m.E. noch zwingender als das teilnehmend beobachtende, fußnotensatte »Schrecklich amüsant…«, was den Umstand ausgleichen mag, daß die »Baumelnden Seelen«, und sei’s der (im Wortsinn!) kasperltheatralischen Zwischenwände wegen, als nicht ganz so epochal in Erinnerung bleiben mögen wie wiederum der »Unendliche Spaß«; dafür aber, weil kommoder, für die Kreuzfahrt (oder sonst eine Reise) etwas eher taugen als die nämliche Epopöe.
So.
Lesen sollte man sie freilich beide.