Humorkritik | Dezember 2014
Dezember 2014
Wer am Freitag lacht, der wird am Sonntag weinen.
Jean Racine

Sirius
Vergessen wir die Rezensionen: Hilmar Klute (»sehr komisch«) ist von der SZ, Ulf Poschardt (»krachkomisch«) war mit Christian Kämmerling, der als »Jonathan Crown« den Roman »Sirius« (Kiepenheuer & Witsch) geschrieben hat, mal Chef vom SZ-Magazin. Trotz dieser unzuverlässigen Zeugen muß ich hauptsächlich den begriffslosen Umschlagtext tadeln, denn um eine »irrwitzige Screwball-Comedy« handelt es sich keineswegs, wenn sich die geschichtlichen Jahre 1938 bis 1945 am Schicksal des hochbegabten Foxterriers Levi beweisen, der, weil ihn seine jüdischen Besitzer schützen wollen, in Sirius umbenannt wird, die Novemberpogrome erlebt, nach Hollywood emigriert, Filmstar wird, Billy Wilder, Frank Sinatra und sehr viele andere kennenlernt, ins Berlin des Endkampfs gerät und, zu des Führers Lieblingshund aufgestiegen, arglos Weltgeschichte mitschreibt. Eine eingedeutschte »Forrest Gump«-Version, deren naiver Erzählgestus in den guten Momenten die Sensationen (auch die üblen) nicht beschwört, sondern lauter mitteilt, in den schwächeren Passagen, wenn gerade mal nicht John Wayne oder Hermann Göring den Tonfall stofflich rechtfertigen, allerdings nach Kinderbuch klingt. Und zwar einem, dem kein Lektor die Journalismen ausgetrieben hat.
Trotzdem: Wo gegenwartsliterarisch aus wenig ja oft wenig wird, ergibt sich hier aus einer simplen Idee eine wo nicht krachkomische, so doch amüsante, stellenweise anrührende Erzählung, die Adornos und Horkheimers Wort vom abgründigen Unglück, an das uns jedes Tier gemahnt, ohne Pathos ins Licht setzt. Und mit dem Grüßaugust und Kassenmagneten Hitler nicht renommierend nervt, sondern ausdrücklich unterhält.