Humorkritik | Dezember 2014
Dezember 2014
Wer am Freitag lacht, der wird am Sonntag weinen.
Jean Racine

Lachchinesisch
Über viele der in einem schmalen Bändchen des dtv versammelten »Chinesischen Witze« (2009) kann ich – sei’s wegen kultureller Horizontverschiebung, sei’s wegen allgemein schlechter Machart – nicht schmunzeln. Manchmal ist die Umständlichkeit der zahlreichen Erläuterungen zu historischen Hintergründen und Wortbedeutungen noch das Komischste, manchmal besteht die Pointe nur darin, daß Europäer nicht mit Stäbchen essen können und dem Chinesen daraufhin vor Lachen eine Nudel durch die Nase flutscht. Und manchmal scheint es, als habe sich ein Kalenderspruch in die Sammlung verirrt. Daneben findet sich jedoch auch Überraschendes und Erquickendes wie jener mir bislang unbekannte Witz: »Ein Mann kommt betrunken nach Hause und wird von seiner Frau so heftig beschimpft, daß er Besserung schwört. ›Ich will ein anderer Mensch werden!‹ sagt er. Am nächsten Tag kommt er wieder betrunken nach Hause. ›Ich dachte, du wolltest ein anderer Mensch werden‹, sagt seine Frau, nachdem sie ihn tüchtig ausgeschimpft hat. ›Das bin ich auch‹, sagt der Mann. ›Woher sollte ich wissen, daß der andere auch säuft?‹« Es gibt sie eben doch, die universalen Lachanlässe.