Inhalt der Printausgabe
März 2006
Humorkritik (Seite 5 von 9) |
Bowling for Michael |
Kay Sokolowsky hat eine Michael-Moore-Biographie geschrieben: »Michael Moore – Filmemacher, Volksheld, Staatsfeind« (Konkret Literaturverlag). Obwohl sich der Autor schon im Vorwort als Fan outet, gelingt es ihm, das Werk seines Idols mit all seinen Höhen (»Bowling for Columbine«) und Tiefen (z.B. dem Spielfilm »Canadian Bacon«) kritisch und kundig zu würdigen. Auch die im US-Wahljahr 2004 den Moore umwehende Hybris: der Filmemacher tat, als könne er mit »Fahrenheit 9/11« Präsident Bush aus dem Amt jagen, wird plausibel beschrieben. Als satirischer Einzelkämpfer hingegen – der dicke David gegen den doofen Goliath – wurde Moore wohl nur in Deutschland gesehen. Mir fallen aus dem Stand diverse US-Satiriker ein (Jon Stewart, Al Franken, George Carlin und zum Ende auch Howard Stern), die sich mindestens ebenso wirksam und meist viel komischer über Bush lustig machten. Ebenso wie dem Medienstar Moore selbst liegt auch Sokolowsky dessen Wirkung auf die Medienvertreter am Herzen. Als Belege für Kritik aus dem rechten Lager werden vor allem Amerikaner zitiert; wenn es indes um linke Kritik geht, tönen vorwiegend deutsche Stimmen. Hier erstaunt die Hartleibigkeit, mit der der Autor polemisiert; einen Konkret-Mitarbeiter sollte es nicht im Ernst überraschen, daß Linke mit Vorliebe an anderen Linken herumnörgeln. Da für den Autor beinahe jeder Andersmeinende per se krakeelt oder witzelt, hält sich die Anteilnahme an dieser Diskussion in Grenzen; aber man fragt sich schon, womit sich Thomas Hüetlin den Zorn von Kay Sokolowsky zugezogen hat. Der Spiegel-Redakteur wird in dem Buch mehrfach gerügt, und immer für dasselbe Vergehen: Er fand Moore erst gut, später dann schlecht. Hat Hüetlin vielleicht das Interview bekommen, das Sokolowsky immer wollte? Eines merkt man der Biographie jedenfalls an: Sie basiert weitgehend auf Sekundärquellen; alles überaus gründlich zusammengelesen und recherchiert, aber eben aus zweiter Hand. So fehlt diesem klugen Buch mitunter, was der Autor an Moore am meisten bewundert: Authentizität und Humor. |
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