Inhalt der Printausgabe
August 2002
Humorkritik
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Humormitbringsel |
Fast jede noch so kleine Buchhandlung pflegt ein, meist tiefliegendes, verschämt verstecktes Regalbrett, wo der Humor seine Heimstatt hat. Wie auf einem kleinen Basar geht es da zu: Wilhelm Busch behauptet seinen Status als einziger deutscher Humorklassiker, den man schon wegen des Überformats der Busch-Bücher nicht bei Günther de Bruyn und Hermann Burger einsortieren kann, natürlich auch der unvermeidliche Ephraim Kishon, dazwischen allerhand abgehangene Schwarten. Grellbunt sind die Buchrücken, vielfältig die Formate. Nimm mich mit! schreit es von den Schutzumschlägen; wirf mich weg! suggeriert nicht selten der Inhalt. Vorletzte Ruhestätte für die in der letzten Saison liegengebliebenen lustigen Listen, Verschenk-Bändchen für alle Berufsguppen und mit Cartoons verzierte Pseudoratgeber für alle Lebenslagen. Humor ist, wenn man alles nicht gar so ernst nimmt, und es scheint, daß die Macher dieser Werke es mit ihrem Beruf auch nicht sonderlich ernst nehmen. So was macht man halt nebenher, meist wegen der schnellen Mark, des eiligen Euros, der damit gemacht ist. Auch Rolf Dieckmann, ehemaliger Humor-Ressortleiter des Stern, seit 1996 selbständiger Humor-Agenturbetreiber, übt sich in dieser Kunst der Wegwerfschreiberei. Beispielsweise verkündet er in seinem bei Lappan erschienenen Humormitbringsel "Überleben nach der Trennung", einem "Ratgeber für frisch Geschiedene", Einsichten dieser Art: "Gratis bekommt er (derjenige, der sich an einen Partner bindet) nämlich die Freunde des Partners und, was viel schlimmer ist, auch die Familie des Partners mitgeliefert." Zwei Absätze weiter, noch auf derselben Seite: "Schlimmer aber noch als die miterworbene Verwandtschaft ist der ebenfalls gratis mitgelieferte Freundeskreis des neuen Partners." Welche Gratislieferung ist denn nun die schlimmere? Ist aber auch alles nicht so wichtig. Wer liest schon diese Bücher? Man blättert sie so durch, überblättert so viele der Butschkow-Cartoons wie möglich, stolpert über so tolle Sachen wie eine "Liste", der zufolge für einen Single eine Mikrowelle "in" sei und die Heiratswelle dementsprechend "out", findet einen hochoriginellen Psychotest, und läßt sich vom Autor die Frage "Geht Ihr Partner fremd?" mit der Aufforderung "Kochen Sie ihm dafür ein schmackhaftes Pilzgericht!" beantworten. Schließlich stellt man den Band, weil man beim besten Willen niemanden kennt, dem man derartiges guten Gewissens schenken könnte, irgendwo in ein verstecktes Regal. Man könnte es natürlich kaufen und sofort dem Basar der Kirchengemeinde spenden. Das hätte allerdings einen Nachteil: Man bekäme es dort beim nächsten Rumstöbern sicher wieder zu Gesicht. |
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