Neue Wendung im Mannheimer Müllskandal
Zunächst schien der Fall eindeutig: Eine Reinigungskraft hatte in der Mannheimer Philippuskirche ein Kunstwerk offenbar für Müll gehalten und entsprechend entsorgt. Es handelte sich um die aus goldfarbenen Rettungsfolien bestehende Installation "Behausung 6/2016" der Künstlerin Romana Menze-Kuhn. Diese war "erst mal sehr schockiert", hat dann aber die vom Boden abgerissenen Folien mit der Mülltonne, in die sie geworfen wurden, in ihr Werk integriert. "Damit hat es eine neue Bedeutung bekommen", berichtete sie dem "KarriereSpiegel". So weit, so unbedeutend. Doch nun meldete sich die vermeintliche Putzfrau zu Wort, und deklarierte ihr Handeln überraschend als Kunst. Die Aktion, so Mitsuko Alvarez-Gaitzsch, sei Teil ihrer Performance-Reihe "Stupid art needs to be dumped", die sie bereits in New York, Miami und Basel erfolgreich aufgeführt habe. Nur "these fuckin’ squareheads" in "this ugly Kurpfalz area" hätten ihre Aktion mißverstanden, wahrscheinlich könne man dort gute Kunst nicht von schlechter unterscheiden. Mannheims Kulturdezernent Benedetto Nietnagel-Wolff wies die Vorwürfe umgehend zurück, man habe hier ein durchaus aufgeschlossenes und weltoffenes Publikum. Galeristen und Kunstexperten reagierten auf Nachfrage verschnupft, manche bemühten ratlos das Wort "Postmoderne".
◀ | Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Garantiert extrem gar nichts | Aus Eugen Egners Püppchenstudio | ▶ |
Newstickereintrag versenden…