Kinderstudie: "Zwei- bis Fünfjährige angepaßt und bequem"
Die deutsche Jugend ist überraschend unrebellisch und mehr an Bodylotion denn an Revolution interessiert. Daß die Biederkeit der Heranwachsenden tieferliegende Ursachen hat, zeigt nun eine Studie des Tangens-Instituts für Berührungsforschung, für die Wert- und Zukunftsvorstellungen der Zwei- bis Fünfjährigen mittels mehrstündiger Interviews untersucht wurden. Demnach sehnen sich die Kinder vor allem nach Geborgenheit, Spielzeug und Schokoladeneis, Veränderungen lehnen sie weitgehend ab. Die große Mehrheit lebe im Hier und Jetzt, konstatieren die Forscher, und lasse sich dem konservativ-häuslichen Milieu zuordnen; lediglich zehn Prozent würden lieber bei ihrem anderen Elternteil wohnen. Eine nennenswerte Gegenbewegung zu diesem Trend ist derzeit nicht auszumachen, die Zahl der Kleinkinder, die noch mit ihrem Holzpferd nach der Oma werfen, hat stark abgenommen, viele besitzen nicht einmal mehr ein Holzpferd. Die kleine Gruppe derjenigen, die einem progressiv-trotzigen Milieu zugeordnet werden können und sich herrschenden Regeln widersetzen, hat zudem selten gesellschaftliche Veränderungen im Blick, sondern ist an persönlichen Vorteilen wie Taschengelderhöhungen oder späterem Zubettgehen interessiert. In ihren Hoffnungen für die Zukunft sind die Probanden milieuübergreifend überwiegend materiell orientiert. Neben Unterhaltungselektronik stehen vor allem Hund, Katze und Pony sowie der eigene Panzer an der Spitze der Wünsche; seltener wurden Prinzessinnenschloß oder Privatzoo genannt. Die Gründe für diese Hinwendung ins Private sehen die Autoren der Studie vor allem in einer beschützenden Überpräsenz der Eltern. Vorbilder der Kinder sind zumeist Mama, Papa, das Lieblingskuscheltier oder Spongebob. Es seien starke Ängste, die diese Generation an einem unbeschwerten und weniger selbstzentrierten Lebensstil hinderten. An erster Stelle stehen hier: Fernsehverbot, Papa und das Krokodil unter dem Bett. Politisch seien die "Miniaturmenschen" (Fachterminus) ungebildet bis sehr ungebildet, wesentliche Texte aus Literatur und Philosophie enthalte man den Kleinen vor. Auf diese Weise, so resümieren die Wissenschaftler, werde es nie gelingen, die Kitas zur Keimzelle der Revolution zu machen.
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