Inside TITANIC (44)
Intime Einblicke in das Innere der TITANIC-Redaktion und ihrer Mitglieder. Heute: Praktikant Björn Weirup über kränkelnde Praktikanten, Satiremagazine und Spülmaschinen.
Einmal einen Einblick in die heiligen Hallen bekommen, mit den lustigsten und intelligentesten Autor*innen unserer Zeit gemeinsam etwas schreiben und für einige Wochen selbst Teil eines Heftes sein, das sowohl regelmäßig Schlagzeilen macht, als auch Forschungsthema etlicher wissenschaftlicher Arbeiten ist – all das schwebte mir vor, als ich mich um eine Praktikumsstelle bewarb. Leider erteilte mir die Apotheken Umschau eine Absage, und so verbrachte ich stattdessen im Sommer 2024 ein paar Wochen in der TITANIC-Redaktion, weil ich gehört hatte, dass sie Zwischenstation und Sprungbrett für diejenigen ist, die es später mal ins Apothekenblättchen schaffen wollen.
Für einen Sommer war ziemlich viel los in der Welt: Fußball (Deutschland), Olympische Spiele und Fahrradfahren (Frankreich), Wahlkämpfe mit Nazibeteiligung (Thüringen, Sachsen, USA) oder die Taylor-Swift-Tournee (in unser aller Herzen). Bei der TITANIC gab es allerdings nur ein Thema: die defekte Redaktionsspülmaschine. In den Heftkonferenzen wurde darüber diskutiert, wie das Gerät zu ersetzen wäre, ohne Geld oder Arbeit investieren zu müssen. Bei den Problembewältigungsstrategien merkte man den Redakteur*innen ihren jahrelangen Hintergrund als Satiriker*innen deutlich an: die Sache wurde von allen Seiten totgescherzt. Selbst Hitlerwitze wurden irgendwann ziemlich umständlich in die Spülmaschinengags hineingezwungen.
Ich wollte bereits ein Quiet-Quitting-Formular zur vorzeitigen Beendigung des Praktikums ausfüllen, als das Glück auf meiner Seite war: Ich bekam Corona und musste zusammen mit meiner Frau und dem wenige Monate alten Baby, die mit mir nach Frankfurt gereist waren, in einem winzigen Gästezimmer in Quarantäne. Die Isolation, die stumpfen, immer gleichen Tagesabläufe sowie das körperliche Unwohlsein, während um mich herum gesabbert, geschrien und geschnarcht wurde – all das war nun vorbei, nachdem ich mich nicht mehr in der Redaktion aufhielt. Ab jetzt konnte ich jeden Tag beim Medikamentenkauf mit den PTA über die schönsten Ausgaben der Apotheken Umschau fachsimpeln und mit der Familie zusammen unterhaltsame Fieberträume genießen.
Als ich nach überstandener Krankheit meine Sachen aus den Redaktionsräumen holte, hatte sich in der Zwischenzeit herausgestellt, dass die Spülmaschine nie kaputt gewesen war. Ein kurzzeitig motivierter Redakteur hatte den vom Putzteam gezogenen Stecker einfach wieder eingestöpselt. Ob die Redaktion in Zukunft aber auch den Stecker für die anderen Probleme in der Welt findet, bleibt fraglich. Themen wie "Ständig wird mir im Auto schlecht. Ich suche immer Ausreden, um nicht mitfahren zu müssen. Was kann ich tun?" oder "Wenn ich pupse, ist das oft sehr feucht, manchmal geht auch etwas in die Hose. Wer hilft mir?" sehe ich auch weiterhin lieber bei der pharmazeutischen Fachpresse.
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