Das Schweizer Taschenmesser der Rockmusik: Ein Nachruf auf Tina Turner
Tina Turner, die personifizierte Urgewalt der Alpen und deren bekannteste Botschafterin seit Heidi, hat die Bühne für immer verlassen. Die Eidgenossin, die der Welt zuverlässig wie ein Schweizer Uhrwerk Hit um Hit bescherte, prägte die Rockmusik wie kaum eine andere Schweizerin. Geboren als Christina Turnerli nahm sie zugunsten einer internationalen Karriere schon früh den Künstlernamen „Tina Turner“ an. Bereits in jungen Jahren offenbarte Turner ein Stimmvolumen, das die Berge zum Beben brachte, Alphornbläser vor Neid erblassen und Steuerberater frohlocken ließ. Mit dem Durchhaltevermögen eines eiszeitlichen Gletschers und der Beinmuskulatur des edlen Bergziegenbocks sorgte die leidenschaftliche Jodlerin regelmäßig für Lawinengefahr. Zu ihrem Markenzeichen avancierte das Schoggigipfeli, das stets im Backstage vorrätig sein musste und welches sie traditionell zu ihrem allmorgendlichen Schümli-Pflümli (Cappuccino mit Pflaumenschnaps) einnahm. Turner war jedoch mehr als nur das Schweizer Taschenmesser der Rock- und Pop-Szene. Ihren Mitbürgerinnen und Mitbürgern galt sie als wichtigste Identifikationsfigur seit Wilhelm Tell, die mit ihrer Kunst die helvetische Seele gleichermaßen berührte und zum Ausdruck brachte. Fondue, Raclette und Rösti aß sie mit Bravour. Nur dass sie bis zu ihrem Tod mit einem Deutschen liiert war, nahm man ihr bis zuletzt übel.
Ihre Stimme wird in den Tälern und Gipfeln nachhallen, ihre Energie weiter von Jura bis Graubünden zu spüren sein - genau wie der ungestüme Alpenwind, den sie von Kindesbeinen an so sehr liebte. Turnerli hinterlässt zwölf Kilo Käse und einen Berner Sennenhund.
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