Aus Eugen Egners Püppchenstudio
Winternacht mit Nudeln (1.Teil)
Nicht der Oberbürgermeister, sondern ich erwachte und sah auf meinen Reisewecker. Es war ein Uhr morgens: Zeit, Nudeln zu essen. Die Küche befand sich im Zustand der Auskühlung, ich mußte den Wintermantel des Oberbürgermeisters anziehen. In der Hoffnung, ein wenig Wärme damit zu generieren, schaltete ich das alte Transistorradio ein (ich verstand nun einmal nichts von Chemie). Naturgemäß wurde es jetzt noch kälter, und ich schaltete das Radio aus.
Die Nudeln in der alten Kasserolle waren mindestens so kalt wie die Küche und mußten erwärmt werden – am besten mit dem alten Elektroherd, so daß auch die Raumtemperatur zunahm. Also nahm ich mittels Schalterdrehung eine Herdplatte in Betrieb und leitete die Erwärmung der Nudeln ein. Eine ähnliche Szene wäre auch in Rußland denkbar gewesen. Draußen hielt der kalendergetriebene Winter über Nacht an. Das von den alten Glühbirnen ausgehende Licht flackerte stark, ich wußte: Das war das Irresein der Lampen. Wild drehte ich an der Fassung, bis die Beleuchtung sich stabilisierte.
Meine individuelle Natur wollte, daß bei dem sehr schwierigen Vorgang des Umrührens einige Nudeln aus der Kasserolle geschleudert wurden und auf dem Fußboden landeten, wo sie nichts mehr galten. ‚Die Mahlzeit verringert sich‘, wurde mir klar, doch ich rührte weiter.
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