Aus Eugen Egners Püppchenstudio
Mensch und Maschine
Eines Abends wollte ich überprüfen, ob die menschliche Spezies noch existierte, verließ mutig mein Zimmer und begab mich in den gefährlichen Raum außerhalb des Hauses. Indem ich die unter dem Begriff „Gehen“ bekannt gewordene Fortbewegungstechnik anwandte, kam ich zu einem Haus, dessen Besitzer dabei war, seinen Familiennamen in vom Weltall aus lesbaren Riesenlettern aufs Dach zu malen. Ich wollte den Mund öffnen, um ein tiefgründiges Gespräch mit ihm zu führen, da landete plötzlich ein kleines Raumschiff in dem an Zierrat reichen Vorgarten. Zwei ganz und gar irdische Kinder kamen aus einer Luke heraus und stritten eine Weile gut verständlich über typische Kinderangelegenheiten. Dann begaben sie sich an Bord zurück und flogen so schnell, wie sie erschienen waren, wieder fort. Was für ein unglaubliches Erlebnis! Wir hatten leibhaftige Außerirdische gesehen! Daß sie wie menschliche Kinder gewesen waren, fand ich zwar enttäuschend, aber immerhin – es gab sie! Aufgeweichten Verstands kreischte ich von kosmischer Offenbarung und Anbruch eines neuen Zeitalters. Der sein Dach beschriftende Mann erklärte mir lachend, das alles sei nur inszeniert worden, um mich darauf aufmerksam zu machen, daß meine Krankenversichertenkarte in wenigen Tagen ablaufen würde.
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