Aus Eugen Egners Püppchenstudio
Vielleicht leben deine Eltern in einem anderen Stadtteil weiter (II)
Sehnsüchtig hatte Albert Ellfried auf seinen Abschied von der ungeliebten Berufswelt hingelebt, doch als es dann endlich so weit gewesen war, hatte er feststellen müssen, daß allein dadurch nicht automatisch ein optimaler Zustand eingetreten war. Etwas Entscheidendes fehlte in seinem Leben. Eines Tages wurde ihm klar, was es war: Ihm fehlten Eltern, die ihm die Welt vom Leibe hielten, indem sie ihn effektiv behüteten und mit einer Illusion von Sicherheit versorgten. Albert, der sich sein Leben lang als Kind gefühlt hatte, war es endgültig leid, mit Erwachsenenpflichten und -sorgen fertigwerden zu müssen. Dazu fehlte ihm von Natur aus das Talent und inzwischen auch die Kraft. Er empfand das Existierenmüssen schlechthin als permanente Überforderung. Ihn verlangte nach einem idealen Reservat, einer Art intellektuell gehobenen Nimmerlands, wo er ein unbeschwert vertändeltes Leben voller faszinierender Beschäftigungen führen konnte. Ein solches Paradies mußte von zuverlässigen Erwachsenen unterhalten werden, von Menschen, die zu Eltern geboren waren wie Albert dazu geboren war, ein Kind zu sein. Der Einfachheit halber wünschte er sich, seine eigenen Eltern, durch langes Totsein geläutert, könnten diejenigen sein, die ihm seine Wünsche dauerhaft erfüllten.
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