Humorkritik | September 2023
September 2023
»Still ruhte wieder alles, und halbbewußt bat Kurtchen, es möge dabei bleiben; er hatte tatsächlich den Eindruck, er müsse beim nächsten Anfall von Humoristik sicher sterben.«
Stefan Gärtner, »Glanz und Elend des Kurtchen Sahne«

Ein mittelgroßer Nagel
Manchmal holt die Gegenwart die Vergangenheit ein. Der Roman »Karl und das zwanzigste Jahrhundert« des Österreichers Rudolf Brunngraber, vor 90 Jahren erschienen (und vor über 30 von Steidl wiederaufgelegt), beschreibt mit grimmigem Humor, wie die Menschen durch Maschinen überflüssig gemacht werden. Schon damals sahen sie »eine Zeit heraufkommen, in der sie zu einer Art automatisierter Halbaffen werden sollten« oder wertlos wie der Romanheld, der Waldarbeiter, Buchhalter und endlich arbeitslose Selbstmörder Karl Lakner, für den es in der technisch und ökonomisch hochgezüchteten Gesellschaft keinen Platz mehr gibt. Genauer gesagt: fast wertlos, denn »nach Angaben des Dr. Charles H. Maye in Rochester ist ein Mensch nicht mehr und nicht weniger wert als vier Mark. Aus dem Eisen eines Menschen läßt sich ein mittelgroßer Nagel machen. Der Zucker langt für ein halbes Dutzend Faschingskrapfen. Mit dem Kalk kann man einen Kückenstall (sic) weißen.«
Oder doch ganz wertlos, denn für einen Chip ist ja nichts dabei.