Humorkritik | Juni 2023
Juni 2023
»Der böse Mensch ist witzig. Seine Bosheit macht ihm Spaß, denn sie macht ihn stark, die Stärke macht ihn siegreich, das Siegen macht ihn witzig. Und die Unterlegenen kann der Böse dann zum Spaß mit seinen Witzen gut verhöhnen.«
Rainald Goetz
Schmidt revisited
Dass niemand auf die Idee käme, Arno Schmidt »als genuin komischen Schriftsteller zu charakterisieren« (»Vom komischen BB«, TITANIC 4/2023), wollte der Stuttgarter Gelehrte Dr. Andreas Maier nicht unkommentiert stehenlassen. Schmidt, so schreibt er mir in einer Protestmail, habe nämlich »eine ganze Reihe von eindeutig komisch gemeinten Werken« geschrieben! Maier: »Zu nennen sind beispielsweise die Schnurren um den Vermessungsrat a.D. Friedrich Stürenburg und sein erstaunliches Faktotum Hagemann, die verspielt-übermütige Erzählung ›Tina oder über die Unsterblichkeit‹, der dystopisch-satirische Kurzroman ›Die Gelehrtenrepublik‹, aber natürlich auch die burlesk-pornographische Travestie des Orpheus-Mythos ›Caliban über Setebos‹ oder Schmidts letztes vollendetes Werk ›Abend mit Goldrand‹, das sich ja schon durch den Untertitel ›eine Märchenposse, 55 Bilder aus der Lä/endlichkeit für Gönner der Verschreibkunst‹ als komisch zu erkennen gibt.«
Und Maier bringt auch einen gewichtigen Zeugen bei. Im »Hausbuch der literarischen Hochkomik« stieß er auf eine Aussage, die belegt, dass man den Bargfelder nicht nur für genuin komisch halten kann, sondern es bereits 1987 tat: »Arno Schmidt selbst hatte eine Weltanschauung mit durchaus absolutistischem Anspruch: die komische.« Das Zitat stammt von meinem alten Gewährsmann Bernd Eilert. Und da möchte ich, der ich Schmidt für keinen genuinen Komiker gehalten hätte, mich gern 2:1 geschlagen geben.