Humorkritik | Juni 2023
Juni 2023
»Der böse Mensch ist witzig. Seine Bosheit macht ihm Spaß, denn sie macht ihn stark, die Stärke macht ihn siegreich, das Siegen macht ihn witzig. Und die Unterlegenen kann der Böse dann zum Spaß mit seinen Witzen gut verhöhnen.«
Rainald Goetz
Bärtigfutter
Menschen beim Essen zuzuschauen gilt gemeinhin als ungehörig, und es ist wahrlich nicht immer lustig. Der 36jährige Brite Adam Moran – »not moron« (Moran) – entschloss sich vor Jahren, seine Karriere als Banker zu beenden und fürderhin seinem Leben als professioneller »Food Challenger« Sinn zu verleihen, indem er Hamburger und Hot Dogs im Dutzend, bergeweise Pommes frites und Riesenpizzen in die schmale Lücke seines Riesenhipsterbartes schiebt. Er wirkt dabei nicht so verbissen wie seine Konkurrenz von der Fressfront, und seine Off-Kommentare lassen schmunzeln, sei es bei einer Texas-Visite, »in the land of oil and money, not of milk and honey«, wo er den »bizarr grünen« Kartoffelsalat bestaunt (und todesmutig wegputzt); sei es in Oklahoma, wo ein sog. »giant chicken fried steak« auf ihn wartet (»it’s a lot of food!«). Morans Strategie: »I eat this like a regular meal«, also mit Messer und Gabel. Sein dubioses Kompliment an den Koch: »Tastes delicious«, denn: »Alles schmeckt gut, wenn du 26 Stunden nichts gegessen hast.« Durchaus komisch auch, wenn er seinen Kampfschrei ausstößt, sich zwischendurch die Essensreste mit einem Tuch aus dem Bart rubbelt und zum Erstaunen aller und zu guter Letzt noch einen Nachtisch ordert. Beim Betrachten dieses Irrsinns (auf Youtube unter »BeardMeatsFood«) wendet man sich nicht selten mit Grausen ab und muss dennoch immer wieder lachen. Oder, um mit »Beard« Moran zu sprechen: »disgusting, but funny«.