Humorkritik | Februar 2023
Februar 2023
»Man ist ein Mensch und erfrischt und erbaut sich gern an den kleinen Verdrießlichkeiten und Dummheiten anderer Leute. Selbst über sich selber kann man lachen mitunter, und das ist ein Extrapläsier, denn dann kommt man sich sogar noch klüger und gedockener vor als man selbst.«
Wilhelm Busch

Man vs. Bean
Filme und Serien, die auf körperbezogene Komik setzen, sind rar geworden, der letzte große Erfolg einer solchen Slapstick-Serie ist mit »Mr. Bean« gut 30 Jahre her. Auf Netflix hat Bean-Erfinder Rowan Atkinson mit »Man vs. Bee« nun einen Neuversuch unternommen. Dessen Geschichte – neun Episoden à zehn Minuten – ist schnell erzählt: Der gescheiterte Familienvater Trevor, gespielt von Atkinson, soll als neuer Mitarbeiter der Firma »Housesitters Deluxe« auf das hochtechnisierte Luxusanwesen eines Schnöselpaares aufpassen. Von einer nervigen Hummel (ja, es müsste genau genommen »Man vs. Bumblebee« heißen) in den Wahnsinn getrieben, zerlegt er bei der Jagd auf das Insekt das Haus samt Einrichtung.
Schon die Grundidee erinnert an die Episode »The Trouble with Mr. Bean«, in der Bean sich eine Fehde mit einer Wespe liefert. Ebenso ist die Figur Trevor klar an Bean orientiert: Da werden Grimassen nicht geschnitten, sondern virtuos zelebriert, während man in verzweifelter Hektik oder tollpatschiger Naivität Verwüstungen anrichtet. Dass teure Kunstwerke, vor denen das zu bewachende Luxushaus nur so strotzt, dafür sehr geeignet sind, wissen nicht nur Klimaaktivist/innen: Das Beschädigen und lächerlich dilettantische Restaurieren von Gemälden kennen wir bereits aus »Bean – Der ultimative Katastrophenfilm«; in »Man vs. Bee« wird es ermüdend oft wiederholt.
Die stärkeren Momente der Serie beweisen hingegen, dass diese altehrwürdige Art von Komik auch in modernen Settings funktioniert. So bietet das snobistische Smart Home mit Sprachsteuerung, Bewegungssensoren und anderem Firlefanz ausreichend Gelegenheit, bewährte Slapstick-Praktiken in Hightech-Umgebung zu erproben – Jacques Tati lässt grüßen. Wenn etwa die (ausgesprochen gelungen animierte) Hummel im digital steuerbaren Klavier gefangen gehalten und von der automatisierten Hammermechanik malträtiert wird oder Trevor sich aussperrt und sich das gechippte Halsband des Haustieres überstreift, um durch die elektrische Hundeklappe kriechen zu können, ist das sehr komisch. Auch der Versuch, Trevor zwar als schrulligen Loser, nicht aber als völlig abgesonderten Kauz zu zeigen, emanzipiert ihn vom Bean’schen Archegeten.
Wie lautet nun das Urteil im Match »Man vs. Bee« vs. »Mr. Bean«? Handelt es sich um eine gelungene Weiterentwicklung oder um einen Abklatsch des übermächtigen Vorgängers? Dazu sage ich in aller Eindeutigkeit: sowohl als auch.