Humorkritik | Februar 2023

Februar 2023

»Man ist ein Mensch und erfrischt und erbaut sich gern an den kleinen Verdrießlichkeiten und Dummheiten anderer Leute. Selbst über sich selber kann man lachen mitunter, und das ist ein Extrapläsier, denn dann kommt man sich sogar noch klüger und gedockener vor als man selbst.«
Wilhelm Busch

Schönen guten Tod

Stellen Sie sich vor, Sie sind CEO eines Unternehmens, welches maßgeblichen Einfluss auf das Wohlergehen der Menschheit hat. Allerdings arbeiten Ihre Untergebenen nur an eigenen Projekten, die kaum noch etwas mit ihrer Ursprungsaufgabe zu tun haben, Ihre Arbeitsuniform besteht aus einem Kapuzenumhang und einer Sense und Ihr Geduldsfaden ist soeben gerissen. So oder so ähnlich muss der Gedankengang der Entwickler von Magic Design Studios gewesen sein, als ihnen die Idee für »Have a Nice Death« gekommen ist. Der an Burnout leidende Protagonist des Videospiels: Gevatter Tod. Seine Mission: das übermotivierte Personal seiner Firma Death Inc. wieder einnorden. Mit seiner alten Sense bewaffnet, prügelt er sich nun durch die vielen Abteilungen, um sich den über die Jahrtausende stark erodierten Respekt seiner Angestellten zurückzuverdienen. Einstmals als Gehilfen eingesetzt, tanzen sie ihrem Chef nämlich nun auf der nicht vorhandenen Nase herum und liefern weit mehr Seelen ab als gewünscht.

Wer aber sind diese unbotmäßigen Mitarbeiter des Todes? Es handelt sich um die liebevoll und detailreich ausgeführten Plagen und Heimsuchungen der menschlichen Gesundheit: Neben explodierenden Herzen mit Bluthochdruck aus der Abteilung für Krankheiten trifft man auf hektische Softdrinks mit Zuckerschock (Abteilung für giftige Nahrungsmittel), Vögel aus reinem Pipeline-Öl (Abteilung für Umweltverschmutzung), aufdringliche Kippenstummel (Abteilung für Sucht) und in Stücke gesprengte Zivilisten (Abteilung für moderne Kriegsführung). In der Chefetage finden sich anzugtragende Flammen mit Burnout. Im Vergleich mit diesen Gesellen wirkt der Firmenchef selbst beinahe niedlich.

Wobei nicht nur für die echte, sondern auch für die virtuelle Bekämpfung solcher Todesbeschleuniger gilt: der Schwierigkeitsgrad ist hoch, eine gewisse Frustrationstoleranz nötig, gelegentliche Wutausbrüche nicht auszuschließen. Aber bei therapeutischen Maßnahmen ist es ja ebenfalls selten mit einer Sitzung getan.

Sollten Sie also das nächste Mal vor der Wahl stehen, die neue Stange Zigaretten anzubrechen, sich die fünfte Tasse Kaffee einzuschenken oder in Aktien führender Waffenfabrikanten zu investieren, mein Rat: Tun Sie nichts davon! Schnappen Sie sich lieber Ihre digitale Sense – und werden Sie auf spielerische Art gewahr, dass der Tod vielleicht unvermeidlich ist, aber deswegen noch lang keiner Helferlein bedarf.

  

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Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Hä, »Spiegel«?

»Aber gesund machen wird diese Legalisierung niemanden!« schreibst Du in einem Kommentar zum neuen Cannabisgesetz. »Ach, echt nicht?« fragen wir uns da verblüfft. Wir waren bisher fest vom Gegenteil überzeugt. Immerhin haben Kiffer/innen oft sehr gute feinmotorische Fähigkeiten, einen gesunden Appetit und ärgern sich selten. Hinzu kommen die unzähligen Reggaesongs, in denen das Kiffgras als »Healing of the Nation« bezeichnet wird. All dies willst Du nun tatsächlich infrage stellen? Da lieber noch mal ganz in Ruhe drüber nachdenken!

Empfehlen Deine Blättchenfreund/innen von Titanic

 Bild.de!

»Springer hatte im Januar bundesweit für Entsetzen gesorgt«, zwischentiteltest Du mit einem Mal überraschend selbstreferenziell. Und schriebst weiter: »Nach der Enthüllung des Potsdamer ›Remigrations‹-Treffens von AfD-Politikern und Rechtsextremisten postete Springer: ›Wir werden Ausländer zurückführen. Millionenfach. Das ist kein Geheimnis. Das ist ein Versprechen.‹« Und: »In Jüterbog wetterte Springer jetzt gegen ›dahergelaufene Messermänner‹ und ›Geld für Radwege in Peru‹«.

Dass es in dem Artikel gar nicht um Dich bzw. den hinter Dir stehenden Arschverlag geht, sondern lediglich der Brandenburger AfD-Vorsitzende René Springer zitiert wird, fällt da kaum auf!

Zumindest nicht Titanic

 Aha bzw. aua, Voltaren!

Das wussten wir gar nicht, was da in Deiner Anzeige steht: »Ein Lächeln ist oft eine Maske, die 1 von 3 Personen aufsetzt, um Schmerzen zu verbergen. Lass uns helfen. Voltaren.«

Mal von der Frage abgesehen, wie Du auf die 1 von 3 Personen kommst, ist es natürlich toll, dass Du offenbar eine Salbe entwickelt hast, die das Lächeln verschwinden lässt und den Schmerz zum Vorschein bringt!

Gratuliert salbungsvoll: Titanic

 Vielen Dank, Claudia Schiffer!

Vielen Dank, Claudia Schiffer!

Die Bunte zitiert Sie mit der Aussage: »Um zu überleben, muss man gesund sein, und wenn man am gesündesten ist, sieht man einfach auch am jüngsten aus!« Gut, dass Sie diese Erkenntnis an uns weitergeben!

Geht jetzt zur Sicherheit bei jeder neuen Falte, Cellulitedelle und grauen Strähne zum Arzt:

Ihre greise Redaktion der Titanic

 Helen Fares, c/o »SWR« (bitte nachsenden)!

Sie waren Moderatorin des Digital-Formats MixTalk und sind es nun nicht mehr, nachdem Sie ein launiges kleines Video veröffentlicht haben, in dem Sie zum Boykott israelischer Produkte aufriefen, mit Hilfe einer eigens dafür programmierten App, die zielsicher anzeigt, wo es in deutschen Supermärkten noch immer verjudet zugeht (Eigenwerbung: »Hier kannst Du sehen, ob das Produkt in Deiner Hand das Töten von Kindern in Palästina unterstützt oder nicht«).

Nach Ihrem Rauswurf verteidigten Sie sich in einem weiteren Video auf Instagram: »Wir sind nicht antisemitisch, weil wir es boykottieren, Produkte von Unternehmen zu kaufen, die Israel unterstützen. Ein Land, das sich vor dem Internationalen Gerichtshof wegen Genozid verantworten muss, weil es Zehntausende von Menschen abgeschlachtet hat.« Da sich aber auch Deutschland vor dem Internationalen Gerichtshof wegen Beihilfe zum Genozid verantworten muss, war Ihre Kündigung beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk ja ohnehin einvernehmlich, oder?

Kann es sich nicht anders vorstellen: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 In Würde altern

Früher hätte mich der riesige Pickel mitten auf meinem Hals stark gestört. Heute trage ich den wohl niedlichsten ausgeprägten Adamsapfel, den die Welt je gesehen hat, mit großem Stolz ein paar Tage vor mir her.

Ronnie Zumbühl

 Altersspezifisch

Ich gehöre noch zu einer Generation, deren Sätze zu häufig mit »Ich gehöre noch zu einer Generation« anfangen.

Andreas Maier

 Frage an die Brutschmarotzer-Ornithologie

Gibt es Kuckucke, die derart hinterhältig sind, dass sie ihre Eier anderen Kuckucken unterjubeln, damit die dann fremde Eier in fremde Nester legen?

Jürgen Miedl

 Die wahre Strafe

Verhaftet zu werden und in der Folge einen Telefonanruf tätigen zu müssen.

Fabio Kühnemuth

 Empfehlung für die Generation Burnout

Als eine günstige Methode für Stressabbau kann der Erwerb einer Katzentoilette – auch ohne zugehöriges Tier – mit Streu und Siebschaufel den Betroffenen Abhilfe verschaffen: Durch tägliches Kämmen der Streu beginnt nach wenigen Tagen der entspannende Eintritt des Kat-Zengarteneffekts.

Paulaner

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
30.04.2024 Hamburg, Kampnagel Martin Sonneborn mit Sibylle Berg