Humorkritik | November 2022
November 2022
»Das ist ja oft das falsch Verstandene an Komödien: Wenn man selbst komisch sein will, wird das nichts. Man muss so ernst wie möglich spielen, ganz nah an der Katastrophe vorbei. Erst daraus entsteht der Witz.«
Uschi Glas
Reingefallen
Die Engländer verfügen über Spitzenhumor, die Deutschen über gar keinen. Soweit ist alles klar. Aber wie steht’s mit den Italienern? Ich hoffe nicht, dass z.B. »Don Camillo und Peppone« repräsentativ ist, bin aber zugegebenermaßen mit der Materie nicht besonders vertraut – womit ich nicht allein dastehe. Denn auch Angela Troni, die das mir vorliegende zweisprachige Bändchen »Barzellette italiane. Italienische Witze« (dtv) herausgegeben hat, stellt fest, dass die Italiener »über die Landesgrenzen hinaus eher für Dolce Vita und dolce far niente als für ihren Humor bekannt sind«. Letzteren gebe es aber durchaus, er sei sogar »sehr ausgeprägt und besonders, da von maßloser Übertreibung und einer gehörigen Selbstironie geprägt«. Für die spricht in Maßen dieser kleine Witz: »Warum sind die meisten italienischen Männer kleiner als einen Meter siebzig? Weil ihre mamma ihnen als Kind immer gesagt hat: ›Wenn du mal groß bist, musst du arbeiten.‹« Nicht zufällig ist er auch auf dem Umschlag plaziert, schließlich ist er noch der beste Witz einer überraschend überraschungsarmen, vor allem dem Geschlechterzwist gewidmeten Sammlung: »Ein Ehepaar betrachtet einen Wunschbrunnen. Sie beugt sich zu weit vor und fällt hinein. Da sagt er: ›Zum Donnerwetter, das Ding funktioniert!‹« Ich hatte mir mehr versprochen – aber das Humorkritikerleben ist nun mal kein Wunschbrunnen.