Humorkritik | Mai 2022
Mai 2022
»Unsre Zeit ist eine Parodie aller vorhergehenden.«
Friedrich Hebbel
Heino Jaeger – die Ausstellung
Heino Jaegers ungewöhnliche Biografie (Kriegskindheit, Suizid des Vaters, Volksschulbildung) und die exzentrischen Themen (Landser, Phantasiewesen, Asiatica) laden zur psychoanalytischen Deutung seiner Werke ein. Dass er die letzten Lebensjahre in einer psychiatrischen Anstalt verbracht hat, kommt hinzu. All das verstellt den Blick darauf, dass Jaeger nicht bloß ein Sonderling und Einzelgänger war, sondern ein hochbegabter Zeichner und famoser Maler, von der Skizze bis zum Tafelbild in vielen Formaten zuhause, vom Bleistift bis zu Deckfarben mit allen Malmitteln vertraut, in unterschiedlichsten Genres unterwegs: Landschaften, Porträts, Veduten.
Ein Verwandlungskünstler, der sich – von sozialkritischen Studien im Stile George Grosz’ bis zu Stimmungsbildern in der Manier Edward Hoppers – in den meisten zeitgenössischen Strömungen wohlzufühlen schien. Allein schon die liebevolle Ausführung und die dekorative Rahmung seiner gelungensten Blätter beweist, was für ein formbewusster und delikater Stilist Heino Jaeger war.
Wer mir das nicht glauben mag, hat noch bis zum 6. Juni Zeit, sich überzeugen zu lassen. Im Kunsthaus Stade hängen auf drei Etagen über 300 Einzelstücke; die meisten aus Privatsammlungen, viele aus der Christoph Hofmanns. Eine durchaus repräsentative »Retroperspektive oder wie man das nennt«.